Wien - Österreich nimmt definitiv nicht am nächsten PISA-Bildungsvergleichstest im kommenden Jahr teil. Einen Meinungsumschwung schloss Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Sonntag in der ORF-"Pressestunde" aus. Angesichts der noch offenen Fragen im Zusammenhang mit einem vermeintlichen Datenleck wäre eine Teilnahme "fahrlässig".

Oberösterreich will ja auf eigene Faust bei PISA mitmachen, bräuchte dafür aber die Zustimmung des Ministeriums. Diese wird es jedoch nicht geben: "Wir werden das keinem Bundesland einzeln zugestehen", betonte Heinisch-Hosek.

"PISA wird es nächstes Jahr nicht geben können"

Auch das Angebot der Uni Salzburg, die Vortestungen für PISA durchzuführen und im eigenen System zu speichern, ändert am Entschluss der Ministerin nichts: "Die Entscheidung wird nicht mehr geändert. PISA wird es nächstes Jahr nicht geben können."

Es handle sich ja heute nicht nur mehr um Papiertestungen sondern es werde auch mit USB-Stick und Laptop gearbeitet. Andere Institute hineinzuziehen wäre "verantwortungslos".

Dass man diesmal nicht teilnimmt, bedeutet für die Ministerin freilich nicht, dass man auch in Zukunft PISA fernbleibt. Jedenfalls will Heinisch-Hosek im kommenden Jahr die Bildungsstandards in Deutsch nachholen - und was die Zentralmatura angeht, versicherte die Ressortchefin einmal mehr, dass jene Schulen, die heuer schon teilnehmen wollten, dies auch tun könnten.

Zufrieden ist Heinisch-Hosek, wenn künftig auch in dritten Klassen Volksschulen auf eine Ziffernnote verzichtet bzw. diese durch eine verbale Beurteilung ergänzt werden kann. "Irgendwann" kann sich die Ministerin überhaupt eine notenfreie Schule vorstellen. Man solle vielleicht öfter auch die Schüler selbst über ihre Leistungen befragen. Diese könnten sich selbst gut einschätzen. Einmal mehr pries die Ministerin die Vorzüge der Gesamtschule, konzedierte aber, dass die Langform des Gymnasiums in dieser Legislaturperiode gemäß Koalitionspakt unangetastet bleibe.

Forderung nach Frauenquote

Was ihr zweites Tätigkeitsfeld, das Frauenressort, angeht, pochte Heinisch-Hosek einmal mehr auf eine Frauenquote auch in der Privatwirtschaft - mit langer Vorlaufzeit: etwa bis 2020 eine 30-Prozent-Quote. Ein Bildbearbeitungsgesetz, dass geschönte Fotos von Models unterbindet, fände die Ministerin zwar unverändert nicht schlecht. Allerdings werde man hier nur auf europäischer Ebene vorgehen können, da es viele internationale Kampagnen gebe.

Hoffnungsfroh ist Heinisch-Hosek, dass vom Koalitionspartner ÖVP in gesellschaftspolitischen Fragen noch einige Schritte in Richtung SPÖ gegangen werden. So spricht sich die Ministerin etwa für die völlige Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe aus: "Das müsste dann auch Ehe heißen." Beim Adoptionsrecht für Homosexuelle hat sich ja bereits Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) auf die SPÖ-Linie eines Ja begeben. Mittlerweile habe er sich von dieser Position aber ein bisschen zurückgezogen, bedauerte Heinisch-Hosek. Ihr habe der Minister gesagt, er wolle sich nicht vereinnahmen lassen. (APA, 16.3.2014)