Juana (Iréna Flury, re.) und Inés (Claudia Kottal) benützen einander in "Don Gil von den grünen Hosen", um an den richtigen Mann zu geraten.

Foto: Rita Newman

 Wien - Dem spanischen Dramatiker Tirso de Molina (1579-1648) sagt man nach, er habe seine Stoffe vor allem im Beichtstuhl recherchiert. Der Gottesmann (bürgerlich: Gabriel Téllez) soll insbesondere für die Sorgen der Damen ein offenes Ohr gehabt haben. Und so dichtete der Priester - immer wieder an der Exkommunikation entlangschrammend - freizügig den weltlichen Dingen hinterher.

Die Sittenkommission konnte dem fidelen Theologen zeitlebens allerdings nichts anhaben. Und so entstand eine Fülle literarischer Texte, vor allem Theaterstücke. Neben Der Spötter von Sevilla und der steinerne Gast hat sich vor allem die Verwechslungskomödie Don Gil von den grünen Hosen (geschrieben 1615) gehalten, die nun in einer eigenen Fassung von Thomas Birkmeir im Renaissancetheater uraufgeführt wurde.

Es liegen vierhundert Jahre zwischen den Nöten der Doña Juana und heute. Das Stück erzählt von ihrer abenteuerlichen Mission durch Madrid, auf der sie sich - als Mann verkleidet - den treulosen Bräutigam heimholt. Eine Frauenfigur, die es gewiss in Erinnerung zu behalten lohnt.

Die Neufassung des Theaters der Jugend (ab 13 Jahren) dient bei aller gebotenen Selbstironie vor allem der Verfestigung überkommener Rollenklischees. Herren wie Damen sind in ihren Ansinnen bis zur Unkenntlichkeit karikiert. Verbreiten die einen lächerliche Erobererweisheiten, so bekriegen sich Juana (Iréna Flury) und ihre Kontrahentin Inés (Claudia Kottal) mit den spitzen Hacken ihrer Schuhe. Tirso de Molina nimmt hier des öfteren Kurs auf Löwingerbühne.

Das Stück verbirgt seinen Konservativismus hinter einem modernen Anstrich: Als Brautpreis winkt Ramón (Johannes Gaan) etwa ein Maserati. Unglaubwürdig bleibt in der kurzweiligen und energiegeladenen Aufführung aber vor allem, dass eine Frau vom Format Juanas diesem recht liederlich gezeichneten Macho hinterherjagt. Er hatte sie zuvor bereits geschwängert und dann verlassen. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 29.3.2014)