Uni-Sparpaket anno 1995: Boku-Rektor Leopold März protestierte, "der billigste Student" assistierte.

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Wien - Leopold März wünscht sich weniger "brave" Rektoren. Sie müssten angesichts des drohenden Sparpakets ja nicht gleich wie er, der ehemalige Rektor der Uni für Bodenkultur (Boku), vor fast 20 Jahren ein Skelett vor die Tür stellen mit der Aufschrift: "Wunschtraum der Regierung: der billigste Student" (siehe Foto).

"Lange Tradition der Missachtung"

Aber mehr und lauterer Protest wäre in der aktuellen "sehr bedauerlichen und misslichen Lage", die in einer "langen Tradition der Missachtung der Wissenschaft und Lehre in Österreich" stehe, gut, sagte März zum STANDARD: "Die sind viel zu brav. Man muss der Politik zeigen, was sie wollen soll."

Was die Rektoren wollen, unterscheidet sich diametral von der Hochschülerschaft, die in sinkenden Anfängerzahlen in den fünf vom Testlauf zur Studienplatzfinanzierung betroffenen Fächern ein Argument für einen Rückbau sieht.

Weniger Studierende besser betreuen

"Wir haben diesen Effekt ja gewollt", sagte der Präsident der Universitätenkonferenz, Heinrich Schmidinger, zum STANDARD. "Der positive Effekt ist, dass wir die Studierenden jetzt besser betreuen können."Aber eben noch immer nicht gut genug. Und ohne die angelaufene - und reparaturbedürftige - Studienplatzfinanzierung noch viel weniger, warnt er.

Gesetz mit "Selbstzerstörungsparagraf"

Am Montag wurde nämlich der im Gesetz eingebaute "Selbstzerstörungsparagraf" aktiviert - und damit der geplante Ausbau der Studienplatzfinanzierung inklusive Zugangsbeschränkungen gestoppt. Ein Ausbau, der für 2016 bis 2018 485 Millionen Euro gekostet hätte, wie auch Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bereits im Finanzministerium deponiert hat.

Schmidinger "appelliert" dringend an die Regierung, ihr Versprechen einzuhalten und eine an den realen Kapazitäten orientierte Uni-Finanzierung zu realisieren.

Minister will "Verdrängungseffekt" steuern

Der Wissenschaftsminister teilt die Einschätzung der Rektoren: "Die Studienplatzfinanzierung hat zu bewussteren Studienentscheidungen und besseren Betreuungsrelationen geführt", sagte er zum STANDARD. "In den wenigsten Fällen waren Tests überhaupt notwendig." Außerdem sei die Gesamtzahl der Studierenden nicht gesunken. Aber: "Es gibt Verdrängungseffekte" - weg von zugangsregulierten Fächern in andere, etwa Jus oder Sprachen, wo es jetzt "höheren Andrang" gebe.

Daher wolle er mit der SPÖ "über eine Ausweitung auf weitere Massenfächer verhandeln: Da wir nicht beliebig viele finanzielle Mittel haben, wird das im Endeffekt die einzige Möglichkeit sein, steuernd einzugreifen."

Es wird auch vom Umfang der finanziellen Mittel, die der Finanzminister für die Universitäten herausrücken wird, abhängen, ob und welche Form der Studienplatzbewirtschaftung sich der Wissenschaftsminister leisten können wird. Ohne mehr Geld keine echte Studienplatzfinanzierung, die automatisch auch neue Zugangshürden bedeutet. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 1.4.2014)