Wien - Theater ist die Kunstgattung mit den stärksten hierarchischen Strukturen. Für gewöhnlich setzt der Regisseur sein Konzept durch (sofern er eines hat), alle ordnen sich ihm unter. Die grandiosesten Theaterabende entstehen so. Aber es geht auch anders. In Previously on, einer Performance von Philine Rinnert, Gerhild Steinbuch und Sebastian Straub bleibt der Regieposten leer: Spiel, Text und Raumgestaltung treten als gleichwertige Positionen an, um die fiktive Geschichte des Herrn P zu erzählen.

Die unter dem Label "Freundliche Mitte" agierenden drei Kunstschaffenden treten mit ihrem jeweiligen Material in Konkurrenz zueinander. Das alles entstand aus dem Bedürfnis, neue Formen der Zusammenarbeit im Bereich der darstellenden Kunst zu finden. Ausgegangen wurde vom Begriff der barocken Wunderkammer, einer frühen und üppigen Form der Kunstsammlung.

In der Garage X, wo die ungewöhnliche und heitere Performance nun bis 11. April zu sehen ist, stellt ein Konglomerat aus Laptops, Mischpult und Livekamera dieses Wunderkammerprinzip dar. Die drei Experten für Spiel, Raum und Text sitzen darum herum. Auf Knopfdruck projizieren sie Bilder an die Wand, schreiben Texte live oder rezitieren Erinnerungen aus Herrn Ps Umfeld. Eine bombastische Show-Fanfare erzeugt den nötigen Glamour.

Zufällig gezogene Spielkarten geben vor, welche Sparten die Kapitel dominieren dürfen - gar kein schlechter Ersatz für einen Regisseur. Bemerkenswert ist, dass dem Abend trotz der technoiden Dramaturgie kein Gramm Theaterfleisch fehlt. Er erzeugt Spannung, Empathie und Vergnügen. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 5.4.2014)