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Michael Köhlmeier sammelt Stimmen gegen Verhetzung.

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Michael Köhlmeier ist ein erzählender Kompositeur mit einem Elefantengedächtnis", stellte "Die Zeit" anlässlich des Erscheinens seines, ein ganzes Jahrhundert umspannenden, großartigen Romans "Abendland" (2007) fest. Dieses Elefantengedächtnis des 1949 in Hard in Vorarlberg geborenen Schriftstellers hat nun wieder etwas bewirkt: Köhlmeier hat sich unlängst, als der FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Andreas Mölzer, erneut von seiner Verhetzungssprache Gebrauch machte (und von der Europäischen Union als "Negerkonglomerat" sprach beziehungsweise diese mit dem Dritten Reich verglich), daran erinnert, dass dieser selbst ihm einmal geraten habe: "Wenn es Ihnen nicht passt, dann zeigen S' mich halt an!" Und er hat dies jetzt auch getan.

Über SOS Mitmensch wird Köhlmeier kommenden Freitag eine Sammelklage bei der Staatsanwaltschaft einbringen. Bisher gibt es bereits über 12.000 solidarische Stimmen. Noch bis Donnerstag können weitere abgegeben werden. Damit will der eigentlich gar nicht maulfaule Schriftsteller "nicht länger still sein", sondern deutlich gegen Rassismus und Verhetzung Position beziehen. Initiativkraft hatte der Autor schon immer. Unter anderem war er vor über zwanzig Jahren einer der Erfinder des Philosophicum Lech.

Keine zu unterschätzende Stimme

Köhlmeier ist auch außerhalb seines umfangreichen Werkes - im Vorjahr erschien sein (Schelmen-)Roman "Die Abenteuer des Joel Spazierer" - keine zu unterschätzende Stimme in der österreichischen Schriftstellerlandschaft. Seine Auseinandersetzung mit der Gegenwart findet ihren Niederschlag nicht nur auf den Feuilletonseiten.

Wenn ihm etwas missfällt, dann sagt er das, auch wenn es ungemütlich werden könnte, wie etwa im Vorjahr bei seiner leidenschaftlichen Rede beim Bachmannpreis gegen so manche Gepflogenheit beim Bachmannpreis.

Michael Köhlmeier ist nicht nur die über Funk und Fernsehen hinaus bekannte, freie Erzählstimme der "Sagen des klassischen Altertums". Er ist auch seit einigen Jahren verlässlicher Mundart-Liedtexter für die Vorarlberger Bluesband Schellinski. Apropos: Köhlmeiers erstes Theaterstück 1974 hieß "Like Bob Dylan".

Seit 1981 ist Köhlmeier mit der Schriftstellerin Monika Helfer verheiratet und lebt in Hohenems und Wien. 2003 verunglückte ihre gemeinsame Tochter Paula, ebenfalls angehende Autorin, bei einer Wanderung tödlich. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 7.4.2014)