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Ohne Worte.

Foto: dpa/gottschalk

Betrachten Sie es als Experiment! Ich möchte an dieser Stelle ausprobieren, wie ein Blog funktioniert. Was macht ihn erfolgreich? Stimmt es wirklich, dass manche Informatikerinnen und Informatiker hier nur etwas über ihr Fachgebiet lesen wollen und sich für nichts anderes interessieren? Verliert man die Leser, wenn ein ganz kleines bisschen über den Tellerrand geblickt wird? Es scheint so.

"Everything about something" nennen das die Medienexperten. Man suche sich also eine möglichst kleine Nische, in diesem Fall das Informatikstudium, und behandle sie erschöpfend bis ins kleinste Detail. Das ist dann eine Angelegenheit für Experten, die unter sich bleiben wollen, sich aneinander festbeißen. Ein Treffpunkt, an dem die üblichen Verdächtigen zusammenkommen. Das ist voll in Ordnung – interessiert mich aber nur bedingt.

Frauenfeindliche App

Schon mehr kann ich mich für die Frage begeistern, ob die IT-Branche wirklich von Sexisten dominiert wird. Die Debatte entzündete sich kürzlich an der App "Titstare", mit der man sich fotografiert, während man auf die titelgebenden Titten starrt. "Man" meint in diesem Fall vor allem "Mann". Die Programmiererin Elissa Shevinsky echauffierte sich über die ihrer Meinung nach frauenfeindliche App – und verlor ihren Job bei einem Start-up (mittlerweile hat sie ihn wieder). Ort der Handlung: die USA (derStandard.at berichtete am 7. April).

Diese Geschichte rückt wieder einmal in den Fokus der Aufmerksamkeit, dass Frauen in der Branche nicht stark vertreten sind.

Zusätzlich sinkt der Anteil weiblicher Informatikstudentinnen konstant, in den USA fiel der Wert von 37 Prozent im Jahr 1985 auf nun 18 Prozent, Google kann immerhin 20 Prozent Frauenanteil aufweisen. An der Universität Wien – um endlich, endlich wieder auf die Nische zurückzukommen – sind in den Fächern Informatik und Wirtschaftsinformatik immerhin rund 30 Prozent der Studienanfänger Frauen.

Wie ergeht es ihnen beim Studium und später im Job in einem immer noch männerdominierten Umfeld? In Technikforen wie "4chan" oder "reddit", so die "New York Times", wählen sie männliche Usernamen, um nicht aufzufallen. Das bringt mich auf einen Gedanken: Sollten sich hier im STANDARD-Forum auch als Männer getarnte Posterinnen tummeln? Kleiden "Fancy pants" einen Mann oder eine Frau? Spielt uns "kleiner Schelm" einen Streich? Sagt uns "Ismir Ögal" die "naked truth"? Macht "Das Salz in der Suppe" den "Kniefall vorm Marktgott"? Und wer verbirgt sich hinter "Generisches Maskulinum"?

Auf einmal betrachte ich meine Posterinnen und Poster mit völlig neuen Augen: "No comment" und "Mad Max", "Charlie Brown" und "Dr. Sheldon Lee Cooper", seid ihr etwa gar Frauen? Und du, mein Sohn "Smoothies? Obst gehört gebrannt"? Jetzt brauch ich einen Schnaps! (Tanja Paar, derStandard.at, 10.4.2014)