Das Plakat zum Film.

Foto: AVG Produktion

Es gibt Filme, die sind so sehr vom Engagement ihrer Macherinnen und Macher beseelt und durchdrungen, dass man über handwerkliche Schnitzer oder kleine Stolperer gerne hinwegsieht. Der Film "Zersplitterte Nacht - 9. November 1938" des Innsbrucker Regisseurs Hermann Weiskopf ist so ein Fall. Er handelt von der "Reichspogromnacht" 1938 in Innsbruck - und der Frage, was dazu führte. Im Zentrum steht die wahre Geschichte des Tiroler Juden Richard Berger, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck, der in jener Nacht von drei Nazis brutal ermordet wurde.

Eine Geschichte - zwei Perspektiven

Für die Erzählform des Filmes passt am ehesten der Begriff des "Dokudramas". Es wechseln Spielszenen mit Zeitzeugeninterviews von Juden und Jüdinnen, die damals in Innsbruck gelebt haben. Auch Richard Bergers Neffe kommt zu Wort. Die Einordnung der Geschehnisse von damals gelingt über die fiktionale Darstellung heutigen Geschichtsunterrichts: Eine Lehrerin konfrontiert eine Maturantin und einen Maturanten mit der Geschichte Bergers und der Pogromnacht. Die beiden Jugendlichen reagieren unterschiedlich darauf. Während der junge Mann verstehen will, was Bergers Mörder zu Mördern machte, will die junge Frau nichts von deren "Gewordensein" wissen. Sie findet: Das Böse des Nazismus ist absolut.

So stellt der Film die Frage nach der Wiederholbarkeit des Nationalsozialismus - und die nach dem Opportunismus des Einzelnen und seinen gesellschaftlichen Voraussetzungen. Der Zugang funktioniert. Und nicht nur Laien kommen in diesem mit knappsten Mitteln realisierten Film vor. Ebenso unentgeltlich haben Profis wie Ottfried Fischer, Michael Walde-Berger und Nina Hartmann vor der Kamera mitgemacht. (Lisa Mayr, derStandard.at, 11.4.2014)