"Familie ist eine wichtige emotionale und soziale Ressource für Kinder und Jugendliche. Daher müssen wir die Familien in ihrer Arbeit unterstützen", sagt der Kinder- und Jugendneurologe Georg Spiel.

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Was tun wenn Kinder und Jugendliche verhaltensauffällig werden und Eltern sowie Erziehungsberechtigte Schwierigkeiten haben, damit umzugehen? Meist muss professionell interveniert werden, um schlimmere Folgen zu vermeiden. Diese Kinder stellen Eltern, Schule aber auch die Sozialarbeit oft vor große Herausforderungen. Für den Verein "pro mente-kinder-jugend-familie" (kijufa), der sich um solche Problemlagen kümmert, ist klar, dass geeignete Maßnahmen vor allem dann besonders wirksam sind, wenn sie nicht alleine bei Kindern und Jugendlichen ansetzen, sondern auch die Familie und das gesamte familiäre Umfeld mit einbeziehen.

"Die Familien stärken", heißt daher das Motto eines internationalen Zwillingssymposiums, zum dem der Verein am 24. und 25.  April an den Universitäten Klagenfurt und Wien geladen hat. Im Fokus dieser Fachtagung war die Frage, welche konkreten Maßnahmen gesetzt werden können, um Problemfamilien zu stärken, aber auch Lehrern, Sozialarbeitern und Jugendwohlfahrtseinrichtungen sowie der Justiz wissenschaftlich fundierte Handlungsanleitungen zu geben.

Emotionale Ressource

"Familie ist eine wichtige emotionale und soziale Ressource für Kinder und Jugendliche. Daher müssen wir die Familien in ihrer Arbeit unterstützen", sagt der Kinder- und Jugendneurologe und Leiter von "pro mente" Georg Spiel: Alle empirischen Daten würden das zeigen, auch, „wenn man problematische Kinder zeitweise aus ihren Urspungsfamilie herausholen muss“. Dennoch, sagt Spiel: "Familie ist kein Allheilmittel aber man unterschützt die Kraft der Familien." Zumal in den Familien meist auch die wesentliche Ursachen von psychischen Problemen von Kindern und Jugendlichen zu finden sind. Spiel: "Da liegt es doch nahe, sich an der Wurzel der Probleme zu orientieren."  

Geringere Straftaten

Mittlerweile gibt es weltweit hunderte derartiger Interventionsprogramme. Gemeinsam mit Partnern des Neuropsychiatrischen Instituts der Salt Lake University in Utah, USA und dem Kings College, London,  hat man nun in jahrelanger Recherche geeignete Programme heraus gefiltert, die nun für österreichische Verhältnisse adaptiert werden sollen. Sie basieren alle auf wissenschaftlichen Grundlagen und wurden bereits vielfach erprobt. So stellen etwa Karol Kumpfer (Salt Lake City) und Matt Woolgar (London) ihre Programme zur Stärkung der Familien und ihrer erzieherischen Kompetenz vor. Ein anderes Programm mit dem Namen "Mulitdimensionale Familien-Therapie" setzt sich mit hochproblematischen Jugendlichen auseinander, bei denen auch die Familie vor Ort mitbetreut wird. Die belegbaren Folgen dieser gezielten umfassenden Kriseninterventionen: Weniger Drogenkonsum, geringere Straftaten, weniger Schulabbrüche, weiß Georg Spiel. "Das Ziel ist, auch den Eltern Unterstützung zum Aufbau von emotionalen Beziehungen zu ihren Kindern zu geben, wenn diese Probleme machen." (Elisabeth Steiner, derStandard.at, 24.4.2014)