Christoph Michalke (Bildmitte): "Wenn das Selbstverständnis eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht da ist, österreichische Musik zu spielen, dann bin ich stark für eine Quote, die dann aber auch erfüllt und eingehalten werden muss."

Foto: Arnd Ötting

Christoph Michalke ist der Sänger der Wiener Band "Remasuri". Trotz gut besuchter Konzerte, wurden die Lieder noch nie auf Ö3 gespielt. Rainer Schüller hat sich angehört, warum die Gruppe mittels Quote auf mehr Erfolg hofft. 

derStandard.at: Wurde Ihre Band schon einmal auf Ö3 gespielt?

Michalke: Meines Wissens nicht.

derStandard.at: Sie haben sich vor Kurzem an einer kleinen Protestversammlung vor Ö3 beteiligt. Was fordern Sie?

Michalke: Wie seit vielen Jahren ist die Forderung der österreichischen Musiktreibenden, dass ein vernünftiges Verhältnis österreichischer Musik in heimischen Radios zu hören ist.

derStandard.at: Warum sollte gerade Ihre Band auf Ö3 gespielt werden?

Michalke: Meine Forderung bezieht sich auf österreichische Musik im Allgemeinen. Ich bin nicht ausschließlich für meine Band demonstrieren gegangen. Warum ich unsere Musik für radiotauglich halte: weil sie bei den unzähligen ausverkauften Konzerten, die wir spielen, einfach extrem gut ankommt. Ich halte es für eine Unwahrheit, dass so etwas nicht radiotauglich sein sollte.

derStandard.at: Sprechen Sie sich für eine Österreich-Quote aus?

Michalke: Ja, wenn es anders nicht möglich ist. Wenn das Selbstverständnis eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht da ist, österreichische Musik zu spielen, dann bin ich stark für eine Quote, die dann aber auch erfüllt und eingehalten werden muss.

derStandard.at: Wie hoch sollte die sein?

Michalke: 30 bis 40 Prozent halte ich für angemessen. Die genaue Bezifferung ist zu diskutieren.

derStandard.at: Wie hoch ist der Anteil an österreichischer Musik, den Sie privat hören?

Michalke: Ich würde schätzen um die 80 Prozent.

derStandard.at: Was ist eigentlich „österreichische Musik" für Sie?

Michalke: Ganz einfach: Musik, die aus Österreich kommt. Das muss nicht die Sprache sein, das kann alle Richtungen umfassen. Das ist Musik von österreichischen Musikschaffenden, die hier arbeiten.

derStandard.at: Kritiker meinen, wenn die Musik gut genug ist, dann wird sie auch gespielt werden.

Michalke: Dieses Argument habe ich hundertfach gehört und ich verstehe nicht, wie diese Menschen zu dieser Auffassung kommen. Meiner Wahrnehmung nach ist es so, dass es in Österreich extrem viel gute Musik gibt, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Diese hat aber trotzdem keine Chance in die öffentlich-rechtlichen Sender reinzukommen. Die Qualität ist hier nicht ausschlaggebend.  Ob ein Stück ein Hit wird, hängt ja nicht nur davon ab, wie gut es geschrieben ist. Damit diese Entscheidung überhaupt getroffen werden kann, muss es den Hörern erst einmal zugänglich gemacht werden.

derStandard.at: Was erhoffen Sie sich durch Präsenz auf einem heimischen Radiosender?

Michalke: Den möglichen Erfolg, für den wir sehr lang und sehr hart gearbeitet haben. Ich glaube, dass vielen Radiosendern nicht bewusst ist, dass sie für den Erfolg mitverantwortlich sind.

Wir können das tun, was wir können: Möglichst gute Musik machen. Wenn ich aber nicht gespielt werde, dann erreiche ich genau die Leute, die ich über die Jahre über Livekonzerte und Mundpropaganda ohnehin erreiche, sonst aber niemanden. Mit der Radiospielung hätte ich auf einen Schlag eine höhere Reichweite. Die Leute können sich entscheiden, ob sie auf das Konzert gehen oder die CD kaufen. Die Veranstalter können sich entscheiden, ob sie uns buchen. Und wenn die Nachfrage da ist, können sich die Vertriebsgesellschaften entscheiden, unsere CDs zu vertreiben.

derStandard.at: Und ohne Radio?

Michalke: Kann ich betteln gehen, dass jemand unsere CDs, die auf den Konzerten wie die warmen Semmeln weggehen, verkauft. Ich würde mir auch einen Drang aus der Bevölkerung wünschen, also von der potentiellen Kundschaft. Aber ich frage mich, wie die Menschen draufkommen sollen, was es alles an guter Musik gibt, wenn sie diese nicht zu hören kriegen. Da beißt sich ein bisserl die Katze in den Schwanz.

derStandard.at: Braucht es für den Erfolg heutzutage eigentlich noch das Radio oder gibt es über das Netz nicht bessere Möglichkeiten?

Michalke: Das Netz ist ein wunderbares Mittel, um Dinge zu verbreiten, erreicht aber häufig nur die, die nach einer bestimmten Musik suchen. Die Streuung über das Radio ist eine sehr wesentliche und sehr wirksame Maßnahme.

derStandard.at: Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Michalke: Wir finanzieren uns durch Konzerte und den CD-Verkauf.

derStandard.at: Geht sich das aus?

Michalke: Wirklich leben davon kann von uns keiner. Es braucht immer gewisse Nebenprojekte oder Jobs. (Rainer Schüller, derStandard.at, 28.4.2014)