Isabella Nadrag ist Betriebskontakterin der Wiener Mädchenberatungsstelle Sprungbrett.

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Die Betriebskontakterin weiß wovon sie spricht. Unter anderem der gerade vom Sprungbrett ausgeschriebene Preis Amazone für vorbildliche Unternehmen in der Lehrausbildung von Mädchen bringt viele direkte Kontakte zur Wirtschaft mit sich. Dennoch scheint es gar nicht so einfach, dabei auf Betriebe mit weiblichen Lehrlingen zu stoßen, schon gar nicht im handwerklichen und technischen Sektor.

Über 25 Prozent Lehrstellensuchende

Im Juli dieses Jahres war es offensichtlich: eine Studie des Arbeitsmarktservice veröffentlicht die aktuellen Zahlen der lehrstellensuchenden Jugendlichen in Österreich und registriert ein Wachstum von über 25 Prozent. Isabella Nadrag: "Wird der Lehrstellenmarkt allgemein knapper, dann wird es auch für die Mädchen schwieriger, in nichttraditionellen Berufen eine Lehrstelle zu finden. Sie werden stärker verdrängt und finden weniger Unterstützung."

Der Konkurrenzdruck steigt sichtlich, je enger die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird. "Aus verschiedenen Gründen funktioniert es in den Berufsschulen oft nicht, dass alle Mädchen gemeinsam in eine Klasse zu kommen. Genau so müssen sie sich in manchen Betrieben Dinge anhören wie: "Ein Mädchen lass' ich nicht an die Maschine. Dafür ist sie mir zu teuer." Dabei sind manche Unternehmen, nachdem sie ein Mädchen auf Schnupperwoche gehabt haben, richtig begeistert."

Mädchenprojekte in Wien geschlossen

Gerade aber in den sogenannten nichttraditionellen Berufen scheinen aber die meisten Chancen für Mädchen zu liegen, da diese bessere Aufstiegschanchen und höhere Löhne bieten und weniger krisenanfällig sind. Doch um dorthin zu gelangen, bedarf es sowohl Unterstützung als auch Begleitung von Seiten geschulter Multiplikatorinnen. Das Arbeitsmarktservice kann diese Aufgabe aber aufgrund von Einsparungen nicht leisten. Nadrag: "In Wien sterben gerade die einzigen Mädchenprojekte neben dem Sprungbrett. Nämlich Radita und Matadora, wobei Matadora eine Vermittlungsquote von ungefähr 90 Prozent hat. Gerade hat mich eine Mutter angerufen, deren Tochter schon eine fixe Zusage von Matadora hatte. Die können aber ihr Programm nicht einmal mehr bis Ende des Jahres durchziehen."

Auf die Frage, was Isabella Nadrag einem lehrstellensuchenden Mädchen in der momentanen Lage raten würde, kann sie trotzdem nur eine Antwort geben: "Sie soll jede Hilfe annehmen, um ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken herauszufinden. Am besten nicht gleich eine Lehrstelle suchen, sondern einen Schnupperplatz und sich dort ein Zeugnis für diese Tätigkeit ausstellen lassen. Und in dieser Sache ist es auch notwendig, zu lernen, wie man Netzwerke aufbaut. Es wird immer öfter passieren, dass man auf Arbeitssuche ist. Netzwerke helfen, diese Phasen zu überbrücken. Gerade Jugendliche brauchen Unterstützung. Und wenn man die von der Familie nicht bekommt, muss man einfach eine Beratungsstelle aufsuchen."

Dennoch glaubt sie, dass mit einem gewissen Maß an Kreativität jeder Job gute Perspektiven bieten kann. "Du kannst überall deinen Weg gehen, auch als Verkäuferin. Wir sollten uns da ruhig einmal was von den Männern abschauen."

(e_mu)