Bild nicht mehr verfügbar.

Die FPÖ fordert den Rücktritt von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ).

Foto: apa/Schlager

Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat nach den jüngsten Pannen bei der Zentralmatura die Kritik an den Verantwortlichen des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) massiv verschärft. Es seien schwerwiegende Management- und Kommunikationsfehler passiert, diese gelte es nun im Zuge einer internen Revision zu überprüfen, sagte die Ministerin am Freitag vor Journalisten in Innsbruck.

"Tabulos diskutieren"

"Ich habe die Nase voll und kann das nicht mehr länger akzeptieren", erklärte Heinisch-Hosek am Rande einer Veranstaltung der SPÖ-Frauen. Man müsse nun tabulos diskutieren, damit die Zentralmatura kommendes Jahr ohne Probleme ablaufen könne. Mit Ergebnissen der internen Revision sei in zwei bis vier Wochen zu rechnen, "dann entscheide ich".

Vor allem die Kommunikationspolitik des Bifie war Heinisch-Hosek ein Dorn im Auge. Es sei "sehr schlampig" und teilweise unabgesprochen mit dem Ministerium kommuniziert worden. Insbesondere bei der Englisch-Zentralmatura liege das Problem rein an diesen Kommunikationsdefiziten, so die Bildungsministerin.

Das Ministerium will eine interne Überprüfung des Bifie-Managements einleiten, zunächst sollen aber die Schüler die Möglichkeit haben, die Matura einigermaßen in Ruhe zu Ende zu bringen. Kommende Woche stehen noch die Prüfungen in Italienisch, Latein und Griechisch an. Dann müsse überprüft werden, welche Fehler passiert seien: "Es wird im Rahmen einer internen Revision sehr genau nachgeschaut, was hier passiert ist."

Für "Redimensionierung" des Bifie

Einer kompletten Auflösung des Bifie wollte Heinisch-Hosek am Freitag nicht das Wort reden. Sie sei jedoch für eine "Redimensionierung". Schließlich hätten die zwei vorhandenen Standorte für eine "Unübersichtlichkeit" gesorgt. Auch die Frage, ob das Ministerium selbst die Zentralmatura durchführen soll, will Heinisch-Hosek diskutieren. Ihren Rücktritt schloss die Ministerin kategorisch aus.

Mathematik-Matura unterbrochen

Die an 48 Schulen laufende Zentralmatura im Fach Mathematik musste am Freitag an fünf Wiener AHS kurz unterbrochen werden. In den verteilten Testheften des Bifie waren nur acht statt 24 Aufgaben vorhanden, das Bifie bestätigte das Problem. Mittlerweile laufe die Matura wieder normal. Am Mittwoch hatten AHS-Lehrer kritisiert, dass der Beurteilungsschlüssel bei der Englischmatura kurzfristig geändert wurde. Nicht 60, sondern 63 Prozent sind in diesem Jahr für ein Genügend notwendig.

Nur Wiener Schulen betroffen

In einem Mail des Bifie an alle am Schulversuch teilnehmenden Schulen war am Freitag von einem "Fehldruck in einigen Paketen" im AHS-Bereich die Rede. Bifie-Direktor Martin Netzer bestätigte das Problem: In einem Teil der Testpakete für die Mathematik-Matura sei nur ein Drittel der vorgesehenen Ausgaben ausgedruckt gewesen. Betroffen seien ausschließlich Wiener Schulen.

Die fehlenden Aufgaben mussten die Direktoren daher selbst aus dem Internet herunterladen und kopieren. Für die Schüler wurde die Arbeit nach Absolvierung der acht vorhandenen Aufgaben unterbrochen und nach einer Pause fortgesetzt. Am Schulversuch zur Mathematik-Zentralmatura nehmen österreichweit 28 AHS und 20 BHS teil. 

Grüne: Ministerium soll übernehmen

Die Grünen forderten am Freitag, dass das Bildungsministerium die Zentralmatura künftig selbst durchführen soll. Die "unfassbare Schlamperei" bei der Mathematik-Matura müsse Konsequenzen haben, erklärte Bildungssprecher Harald Walser in einer Aussendung.

"Es war von vorneherein unverantwortlich, dass eine hoheitliche Aufgabe nicht vom Ministerium selbst durchgeführt wird. Nach der Pannenserie aber ist nun wohl endgültig klar, dass das Bifie nicht länger mit der Durchführung der Reifeprüfung betraut werden kann", so Walser. Bei der Benotung der Schüler müssten die erschwerenden Umstände berücksichtigt werden.

FPÖ fordert Rücktritt der Ministerin

Die FPÖ forderte unterdessen Heinisch-Hosek zum Rücktritt auf. Außerdem solle das Bifie sofort aufgelöst werden, erklärte der Wiener FPÖ-Bildungssprecher Dominik Nepp in einer Aussendung: "Wenn man nicht einmal erwarten kann, dass Prüfungsaufgaben ordnungsgemäß ausgedruckt verschickt werden, so fehlt jede Berechtigung für den Fortbestand dieser Millionen Euro teuren, unnötigen Organisation."

Der diesjährige Maturatermin ist die Generalprobe für die verpflichtende Einführung der neuen Matura ab dem Schuljahr 2014/15 an den AHS. Die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) folgen im Jahr darauf. Die neue Reifeprüfung mit der schriftlichen Zentralmatura als Herzstück wird derzeit in mehr als 90 Prozent der AHS in zumindest einem Fach, meist Englisch, als Schulversuch erprobt. (APA, 9.5.2014)