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"Das ist eine Lüge!": Eugen Freund, Spitzenkandidat der SPÖ für die Europawahlen, will sich rechtliche Schritte vorbehalten.

Foto: apa/hochmuth

Ljubljana/Wien - Eugen Freund war sichtlich sauer. "Es hat nie von mir irgendwelche Kontakte mit irgendwelchen Mitarbeitern des jugoslawischen Geheimdienstes gegeben. Ich habe nie auch nur einen Pfennig, einen Schilling, einen Dinar, einen Dollar von irgendeinem jugoslawischen Geheimdienst bekommen. Und ich war nie Mitarbeiter des jugoslawischen Geheimdienstes. Das ist eine Lüge!", wies der SPÖ-Spitzenkandidat für die Europa-Parlamentswahlen Vorwürfe, zurück, er habe für die Udba gearbeitet.

Auszug aus Zentralregister als Beleg

Freund vermutet, dass diese Lügen über das Ausland nach Österreich hineingespielt worden seien. Dies ließe den Schluss zu, dass hier gegnerische politische Kräfte ihre Hand im Spiel haben, mutmaßt er. So verschwörerisch muss es aber gar nicht zugegangen sein. Der Forscher Roman Leljak, der den Auszug aus dem Zentralregister des jugoslawischen Geheimdiensts Udba veröffentlicht hat, auf dem Freunds Name steht, lebt gleich hinter der österreichischen Staatsgrenze in Radenci und beschäftigt sich seit Jahren mit der Udba in Österreich. Leljak selbst will und kann nicht beurteilen, ob Freund ein "Mitarbeiter der Udba war oder nicht". Es gibt lediglich diesen Auszug aus dem Zentralregister, wo Eugen Freund als Diplomat unter der Nummer 14002 angeführt wird.

Die Dossiernummern 14000 bis 14999 beziehen sich auf "regelmäßige Quellen" von Mitarbeitern, Reservemitarbeitern oder Zubringern des SDV. Der SDV (Sluzbe drzavne varnosti) war die slowenische Bezeichnung für die jugoslawische Geheimpolizei, die Udba genannt wurde. "Praktisch könnte das heißen, dass ein SDV-Agent oder zumindest jemand, der auf der Gehaltsliste des SDV stand, regelmäßig mit Freund gesprochen hat und wertvolle Information erhalten hat", erklärt der Politikwissenschaftler Marko Lovec dem Standard. Die Udba spionierte "Feinde Jugoslawiens" aus. Dutzende Regimegegner wurden von der Udba im Ausland ermordet. Zurzeit wird zwei kroatischen Ex-Udba-Mitarbeitern in Deutschland der Prozess gemacht.

Freund-Dossier vernichtet

Das Dossier über Freund sei 1990 vernichtet worden, sagt Leljak, sowie ähnliche 17.000 Udba-Dossiers. Ansonsten gäbe es in den Archiven keine weiteren Dokumente über Freund. Laut Leljak sollen im Archiv der Udba in Slowenien aber etwa 200 Mitarbeiter der Udba aus Österreich angeführt sein. "Unter ihnen ist aber keiner namens Freund", so Leljak zum Standard.

Möglicherweise sei Freund nur eine Person gewesen, mit der man eben gesprochen habe, und so könnte er in das Register gelangt sein. Es gäbe viele Leute, die nicht wussten, dass sie von der Udba "benutzt" wurden. Allerdings hätte man es vermuten können. Denn unter Diplomaten könne "jedes Gespräch ein Gespräch mit einem Geheimdienstagenten sein". (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 13.5.2014)