Wien - "Ich finde, er war diesmal sogar ein bissl fesch." Walter Eselböck, Koch und Gastgeber im Restaurant Taubenkobel im burgenländischen Schützen, war vom Auftritt Alfred Gusenbauers in den ORF-"Sommergesprächen" durchaus angetan.

"Er hat sympathisch gewirkt und war lockerer als sonst, er wächst mit der Aufgabe. Den Fragen ist er nicht ausgewichen, er hat klar geantwortet." Mit einer Ausnahme, befindet Eselböck: "Mich hat das wirklich gestört, dass er nicht zur Kulinarik und zum Wein Stellung nimmt. Er kann nicht auf der einen Seite Interviews dazu geben und sich dann im Fernsehen live um die Frage herumdrücken. Er könnte sagen, er verzichtet auf Golf, teure Autos, handgenähte Schuhe und Maßanzüge von Knize und leistet sich dafür gutes Essen und Trinken. Das ist doch Kulturgut. Niemand würde sich aufregen, wenn er wöchentlich in die Oper geht. Mich stört, dass die Kulinarik ins protzige Eck gedrängt wird. Gusenbauer müsste lernen, klar Stellung zu nehmen." Das könne gar nicht schaden, sagt Eselböck: "Wer nicht genießt, ist ungenießbar, heißt es. Das hat auch eine Wahrheit."

Was ihm an Gusenbauer manchmal fehlt, ist die Leidenschaft. "In diesem Interview habe ich aber sogar das Feuer gespürt, das ich manchmal vermisse." Bei den Sachthemen habe sich der SPÖ-Chef gut geschlagen: "Er nimmt sehr klar Stellung. Und weist Alternativen vor. Es ist natürlich grundsätzlich schwer, in der Opposition etwas vorzuweisen. Gusenbauer kann nicht sagen, wir haben das und das gemacht, weil er bisher gar nicht die Gelegenheit dazu hatte. Da wird sich der Herr Schüssel in zwei Wochen leichter tun."

Prinzipiell hat Eselböck im Sommergespräch Thema ÖIAG und Privatisierung vermisst. "Da blieb Herr Mück die Frage schuldig." Über Interviewer Werner Mück sagt Eselböck: "Am Anfang war er feindselig, ist aber im Lauf milder geworden. Als ob ihm Gusenbauer sympathisch geworden wäre." (völ/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2003)