Last not least: Wenn man in den uns allen doch als leuchtendes Vorbild dienenden USA bei Aufführungen von Bruckner- und Mahlersymphonien mitunter zwischen den Sätzen Buffetpausen einlegt, wird man in Salzburg nach einem Schubertsatz wohl noch ein bisschen klatschen dürfen.
Außerdem ist Spontaneität nichts Schlechtes. Zumal sich Mariss Jansons ja sichtbar und seine auffällig zahlreich von Damen durchsetzte Musikerschar gut hörbar alle Mühe gaben, einen zwischen Podium und Zuschauerraum bestehenden emotionalen Firewall zu durchbrechen. Ganz besonders war dieser während ihres montäglichen Auftritts in der (für Konzerte übrigens ganz und gar ungeeigneten) Felsenreitschule spürbar.
Einer der Hauptgründe dafür mag im späten Beginn dieser Konzerte liegen. Man müsste einfach wissen, dass in unseren Breiten die Aufnahmebereitschaft für ein dicht programmiertes Programm um neun Uhr abends eben schon erheblich reduziert ist. So, dass sich die Frage erhebt, wer da von Musik nun weniger begriffen hat: jene, die nach einem Symphoniesatz klatschen, oder die, die den Unfug solcher Spätkonzerte von der Mortier-Ära nun eins zu eins weitertreiben.
Mag sein, dass Jansons und sein Team auf die müde Aura des Zuschauerraums mit allzu grellen Akzenten überreagierten. Bei Ludwig van Beethovens 2. Symphonie führte dies zu einem durchaus reizvollen Ergebnis: Alle rhythmischen Eigenwilligkeiten, melodischen Brüche und kühnen thematischen Verschränkungen wurden mit klinischer orchestraler Virtuosität geradezu röntgenologisch diagnostiziert und ergaben für einen Audiopsychologen ein möglicherweise reizvolles Protokoll von Beethovens beginnender Ertaubung.