Wien - Nötige Entwicklungen und Gleichstellung als Erfolgskriterium für die Wirtschaft war Thema einer Podiumsdiskussion im Cybercenter des abzWien. Allgemeiner Tenor war, dass Karenz und die damit verbundenen Nachteile in der Karriere nach wie vor eindeutig Frauensache sind.

Gute Leute sollen gern in Unternehmen arbeiten

Aus der Perspektive von Personalverantwortlichen unterstrichen Eva Nagl-Pölzer, Coca-Cola Computer Services, und Isabell Valenta die Notwendigkeit von konkreten Schritten in Richtung Gleichstellung in der Personalentwicklung großer Unternehmen. "BewerberInnen schauen sich die Firma genau an, in der sie arbeiten wollen", betonte Nagl-Pölzer, und wies darauf hin, dass "Personalentwicklung das Umfeld schaffen muss, das dafür sorgt, dass gute Leute gern dort arbeiten". Dazu seien Tools notwendig, die eine offene Kommunikation unterstützen, denn nur mit Hilfe von MitarbeiterInnengesprächen und Feedback kann die Personalleitung herausfinden, wo es Benachteiligungen gibt.

"Männerentwicklung notwendig"

Judith Brunner von der Industriellenvereinigung setzte hinzu, dass eine neue Balance erreicht werden muss, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sowohl in der Berufswelt als auch in der privaten Welt leben. Dazu bedürfe es einer Veränderung des Bewusstseins und einer Veränderung der Strukturen. Eine "Männerentwicklung" müsse der bisher erfolgten reinen "Frauenentwicklung" folgen, so Brunner.

Gleichstellung als KundInnennutzen

Johann Schweiger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Zielpunkt, sowie Alexander Lichtmannegger, Verkaufsleiter der Generaligruppe Wien unterstrichen die klare Überlegenheit von Frauen bei den 'social skills' im Vergleich zu männlichen MitarbeiterInnen. Für Generali bedeutet dies, dass Chancengleichheit im Unternehmen als Qualitätskriterium zusehends anerkannt wird, denn "KundInnen schauen zunehmend darauf, wer ihnen gegenübersitzt", so Lichtmannegger.

Für Schweiger stellt andererseits die Wiedereingliederung nach familienbedingter Berufsunterbrechung einen entscheidenden und schwierigen Karriere-Knackpunkt dar.

"Controller verlangen Zahlen"

Regine Bendl von der Wirtschaftuniversität Wien sowie Ursula Rosenbichler, Trainerin und Beraterin im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung, verwiesen auf die noch weitgehend ungenutzten Potenziale, die Gleichstellung für Unternehmen bringen können.

Zentral dabei sei allerdings, dass die betriebswirtschaftlichen Vorteile ganz klar aufgezeigt werden. Es liege nun daran, die Ergebnisse wirtschaftswissenschaftlicher Studien, die diese belegen, intensiv an Unternehmensleitungen zu kommunizieren, denn "Controller verlangen stets Zahlen" so Bendl, und der derzeitige "Sparstift" in Unternehmen trägt ebenfalls zur Verzögerung der Verwirklichung von Gleichstellungsprogrammen seines bei. (red)