Graz - Der Chefdirigent der Grazer Oper, Philippe Jordan, wird sein ständiges Engagement in Graz beenden. Wie er in am Montagnachmittag zugestellten Briefen an Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und Bürgermeister Siegfried Nagl (beide V) ankündigte, werde er seinen Vertrag nicht über den Herbst 2004 hinaus verlängern, stehe aber weiter als Gastdirigent zur Verfügung.

Begründet hat Jordan seinen Abgang als Chefdirigent mit den Verzögerungen beim Budget für die nächste Spielsaison und die Intendantenfrage im Zusammenhang mit der Neustrukturierung der Bühnen. Einem Grundsatzbeschluss des Theaterausschusses von Anfang Juli seien keine Taten gefolgt. In einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) meinte Jordan in Richtung Politiker: "Ich glaube, es ist ihnen nicht klar, wie es brennt".

Der Grazer Kulturstadtrat Christian Buchmann (V) erklärte am Dienstag, die zur Zeit den Vorsitz führende Landeshauptfrau Klasnic werde für 7. Oktober den Theaterausschuss einberufen. Dabei soll Jörg Koßdorff - er leitet das Haus nach dem Abgang von Karen Stone interimistisch - damit beauftragt werden, mit Jordan über Gastengagements zu verhandeln. Außerdem soll die Ausschreibung der Geschäftsführungen aller künftigen vier Sparten - inklusive Opern-Intendanz und Chefdirigent - erfolgen. Vertraglich fixiert worden ist bereits die Verlängerung von Schauspiel-Direktor Matthias Fontheim bis 2006. Ob der Wunschkandidat Jordans, Roland Geyer (KlangBogen Wien), der als Favorit für die Chefposition im Theater an der Wien gehandelt wird, nach Graz kommt, ist nicht nur wegen der nunmehrigen Ausschreibung fraglich.

Ab 1. September 2004 wird es vier Gesellschaften statt der bisherigen Bühnen Graz geben, jeweils eine für Oper, Schauspiel, Jugendtheater sowie eine Dienstleistungsgesellschaft, die die Werkstätten betreibt. Jede der Gesellschaften bekommt einen Geschäftsführer, die Holding selbst einen Aufsichtsrat sowie einen Vorsitzenden. (APA)