Erlangen - Trotz der Verschiebung des umstrittenen NS-Dramas "Die Wölfe" am Theater Erlangen hält die Kritik an. Der Publizist und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano sagte am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk, es sei politisch und moralisch falsch, die Aufführung nur zu verschieben; das Stück müsse ganz abgesetzt werden.

Signal für die rechtsextreme Szene

Der Erlanger Kulturausschuss hatte am Mittwoch beschlossen, die für den 23. Oktober geplante Inszenierung des U-Boot-Dramas aus der Feder des damaligen NSDAP-Mitglieds Hans Rehberg (1901-1963) zu verschieben.

Giordano erklärte, "Die Wölfe" sei das Stück eines NS-Dichters für einen NS-Krieg gewesen, uraufgeführt an einem NS-Theater, und bedeute ein verhängnisvolles Signal für die rechtsextreme Szene, gerade auch für die in der Region Nürnberg-Erlangen. "Die fiebern dem Stück geradezu entgegen", betonte der Publizist. Das U-Boot-Drama sei nicht dazu geeignet, sich kritisch mit dem Nazi-Regime auseinander zu setzen. Das Stück war 1944 in Breslau uraufgeführt worden.

Durchhalteparolen

Der Kulturausschuss hatte die Verschiebung damit begründet, dass das Theaterstück einer Reihe von kritischen Begleitveranstaltungen bedürfe. So solle eine Ausstellung erarbeitet werden, die sich mit der Nazi-Zeit befasst.

Kulturreferent Dieter Rossmeissl (SPD) sagte im Ausschuss, es sei klar, dass Rehberg ein Nazi und "Die Wölfe" ein Durchhaltestück in der Endphase des Zweiten Weltkriegs gewesen seien. Die Kernfrage einer heutigen Aufführung sei jedoch, wie mit dem Stück umgegangen werde und welche Absicht damit verfolgt werde. Nach den Diskussionen der vergangenen Tage sei es notwendig, das Drama aufzuführen, sagte Rossmeissl.

Theaterintendantin Sabine Dhein ließ zunächst offen, wann es nun zu einer Aufführung kommen werde. (APA/dpa)