Wien - Einst galt der Sessel des Wiener Staatsoperndirektors als Schleudersitz. Für Ioan Holender, der 1988 mit der Berufung von Direktor Eberhard Waechter zum Generalsekretär für Staats- und Volksoper ab der Saison 1991/92 designiert und nach dem plötzlichen Tod Waechters am 29. März 1992 zum Alleindirektor bis 1997 bestellt wurde, gilt dies jedoch nicht. Am Dienstag wurde (nach 1994, 1998 und 2001) bereits zum vierten Mal seine Amtszeit als Staatsopern-Direktor verlängert. Nun wird der ehemalige Sängeragent bis 31. August 2010 das Haus am Ring leiten - und als längst dienender Direktor in die Annalen des Hauses eingehen.

Sein ursprüngliches Berufsziel hat er nicht erreicht: Der am 18. Juli 1935 im Timisoara (Rumänien) geborene Ioan Holender studierte an der Technischen Universität seiner Heimatstadt Maschinenbau, bis er 1956 aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen wurde. Drei Jahre später verließ er seine Heimat Richtung Wien. "Ich habe nicht vergessen, dass ich 1959 mit 24 Jahren als ein gestrandeter, seiner Umgebung entrissener und an der Erreichung seiner beruflichen Ziele gewaltsam verhinderter junger Mensch aus dem rumänischen Temesvar am Wiener Westbahnhof landete", schreibt Holender am Ende seiner Autobiografie (2001 im Böhlau Verlag erschienen).

Gesangsstudium

Er arbeitete zunächst als Tennistrainer, als Statist am Burgtheater, als Regieassistent an der Volksoper und als Regisseur an Wiener Kleinbühnen wie dem Theater in der Josefsgasse. Mit einem Stipendium der Stadt Wien konnte er ein Gesangsstudium am Konservatorium der Stadt aufnehmen. Von 1962 bis 1966 war er als Opernbariton und Konzertsänger tätig, nach seinem Debüt in St. Pölten u.a. zwei Jahre am Stadttheater Klagenfurt.

1966 trat er als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein. Holender machte aus der traditionellen Schauspieleragentur, die er später als Inhaber weiterführte, die größte Künstler- und vor allem Sängeragentur Österreichs, die viele internationale Topstars vertrat und wurde mit seinen hervorragenden Kontakten bald zu einem der wichtigsten Player im Opern-Business.

Das Angebot von Eberhard Waechter, mit ihm in die Direktion von Staats- und Volksoper einzutreten, kam aber dennoch überraschend. An diesen Moment erinnert er sich in allen Einzelheiten: "Eines Tages war ich bei meiner Mutter zum Mittagessen, Waechter rief dort an und sagte mir wörtlich: 'Jetzt sitz ich hier mit dem Springer und dem Scholten in Sievering beim Herkner, das Essen war phänomenal, kann ich dir sagen. Ich ruf von einem Automaten an, hab nur einen Schilling, also sag schnell: Sie haben mir jetzt die Oper angeboten, ich mach das aber nur mit dir. Also sag schnell ja, denn der Schilling läuft ab.'" (Zitat aus seiner Autobiografie). (APA)