Um die politische Inszenierung des Irakkriegs zu verstehen, muss man zwischen Krieg und Terror unterscheiden. Sie bilden ein asymmetrisches Paar. Krieg repräsentiert Vernunft und Ordnung, Terror hingegen Unberechenbarkeit, Hinterhalt und Feigheit. Krieg ist auf der Seite des Rechts, Terror ist immer Unrecht. Wer von Terror spricht, sagt, Terror ist überall und allgegenwärtig, deswegen muss Krieg gegen Terror überall und immer stattfinden. Dieser Krieg verliert seine Grenzen, schlägt selbst in Terror um. Wer von Terror spricht, entpolitisiert politische Konflikte, stellt sie als bloße Verbrechen dar. Daher sind sich politisch Mächtige so rasch im Kampf gegen den Terror einig. Wer von Terror spricht, hat bereits ein Urteil über einen politischen Konflikt gefällt. Wer von Terror spricht, suggeriert, dass es keinen sicheren Ort mehr gäbe, dass Instabilität, Bedrohung zunähmen. Das schürt Angst und Bedürfnis nach Sicherheit, nach starken Männern, nach nationaler, ethnischer, religiöser Einheit. Und was ist die kritische Macht der Medien? Sie spielen nicht die Endlosschleife Terror ab, sondern sie repolitisieren durch eine differenzierte Berichterstattung die Konflikte, die uns ohne jeden weiteren Kommentar als Verbrechen verkauft werden. (DER STANDARD, ALBUM, Printausgabe vom 13./14.12.2003)

Edgar Forster ist Pädagoge und Psychologe an der Universität Wien