Wien - Kunststaatssekretär Franz Morak (VP) ist nicht gewillt, den Ende August auslaufenden Vertrag von Josef Kirchberger als Geschäftsführer der Theaterservicegesellschaft Art for Art (TSG) zu verlängern. Der Job wird laut Moraks Pressesprecherin Katharina Stourzh ausgeschrieben, Kirchberger wurde eingeladen, sich zu bewerben. Der Hintergrund dürfte ein parteipolitisch motivierter sein: "Es gibt keine sachlichen Gründe für meine Nichtverlängerung", sagt Kirchberger.

Im Zuge der Umwandlung des Bundestheaterverbandes in eine Holding mit drei Bühnengesellschaften (Burgtheater, Staats- und Volksoper) hatte man befürchtet, dass die TSG, zuständig u. a. für die Werkstätten, nicht überlebensfähig sein könnte. Ein Kontrahierungszwang verpflichtete daher die Theater, Bühnenbild- und Kostümarbeiten bei der nichtsubventionierten TSG zu ordern.

Tatsächlich aber bestellten die Häuser nicht im vereinbarten Ausmaß - und die TSG bilanziert dennoch immer mit Gewinn. Weil Kirchberger den Personalstand seit 1999 um über 25 Prozent reduzierte und das Fremdgeschäft massiv angekurbelte: Zu den Kunden zählen das Zürcher Opernhaus wie die Met und das Teatro Real.

Als Handhabe für die Neuausschreibung dient Morak eine geplante "Reorganisation" der TSG: Da der Kontrahierungszwang ausläuft, sollen die Theaterhäuser an der Art for Art beteiligt werden. Die Holding, bisher Alleineigentümer, müsste 49 Prozent der Anteile abgeben. Georg Springer, Chef der Holding, hält diese Maßnahme für "ausgesprochen sinnvoll", weil die Bühnen eingebunden wären. Sie sei aber noch nicht beschlossen. Und nur wenn es tatsächlich zu einer Änderung der Gesellschafterstruktur kommen sollte, sieht er als Eigentümervertreter eine Neuausschreibung des Jobs als notwendig an.

Zudem lobten der Betriebsrat und einige Mitglieder des TSG-Aufsichtsrates Kirchberger ausdrücklich: Sie forderten die Holding auf, dessen Vertrag so rasch wie möglich zu verlängern. Weiters käme es durch die Beteiligung der Theater an der TSG auch zu einer Veränderung in der Holding, da diese künftig eben nur mehr 51 Prozent halten würde. Kirchberger stellt sich daher die Frage, ob nicht auch die Geschäftsführung der Holding neu ausgeschrieben werden müsse. Springer verneint dies. Aber: Morak hat zwar bekannt gegeben, Springers Vertrag verlängern zu wollen, ihn jedoch bisher nicht unterschrieben.

Den neuen Geschäftsbericht wird Springer Ende Jänner präsentieren. Wie in den vergangenen Saisonen wird der Konzern auch 2002/03 einen kleinen Gewinn (eine Million Euro) erwirtschaftet haben. Mit den Orchestern wurde vereinbart, dass es bis 2005 zu keinen Bezugserhöhungen kommen wird. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. - 26. 12. 2003)