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Aroma nach grünen Äpfeln.

Foto: APA/dpa/Patrick Pleul

"Da küsst die Muse. Mit Zunge", kommentiert Freund M. seine Lesung poetischer Weinbeschreibungen aus diversen Guides. Der Einfachheit halber werden diese auch gern in Weinkarten ganz normaler Lokale übernommen, wo dann etwas abgehoben von Rosenöl, Balsamakzenten und zupackendem Tannin zu lesen ist.

Ein Welschriesling, der "g'schmeidig owegeht", wird zur Denksportaufgabe für jene, die diese Sorte wegen ihrer naturgegebenen kräftigen Säure und des Aromas nach grünen Äpfeln mögen, was mit "geschmeidig" in üblicher Denkungsart wohl wenig zu tun hat. Höchst beliebt sind Auflistungen von Fruchtkorbinhalten nach dem Motto, je exotischer, desto beeindruckender - hoi, Guave! -, je mehr, desto Weinkenner. Auch das mit dem zupackenden Tannin ist nicht so ganz klar: Wo packt es zu? Am Hals, am Oberarm? Und kriegt man davon blaue Flecken?

Hilfreicher als Weinspeak wäre im Lokal völlig unkreative Direktheit: "Mittelkräftiger Rotwein, Aroma nach dunklen Kirschen, passt sehr gut zu Rindfleisch", liest man da plötzlich auf einem Ankünder. Na eben, reicht doch völlig. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/16/01/2009)