Sehr, sehr groß, jetzt auch sehr gut bekocht:

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das Party- und Eventlokal Freiraum mit dem neuen Küchenchef Bernie Rieder.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Als das Freiraum vor einigen Monaten eröffnet wurde, hagelte es schlechte Kritiken. Die Küche des gigantomanischen Lokals (800 m², hunderte Sitzplätze) kam mit den multiplen Ambitionen der Speisekarte leider gar nicht mit. Pizzen okay, Burger ungenießbar, Asia-Küche bestenfalls schwankend - so weit die einhellige Meinung der Profitester. Das fantastische Potenzial der Küche mit japanischem Feuergrill, Holzofen und anderen Gimmicks wurde nicht mal im Ansatz ausgelotet. Bloß den Gästen ist offenbar das egal: Das Freiraum geht wie die Feuerwehr, Sitzplätze sind Mangelware.

Umso erfreulicher, dass die Betreiber es nicht damit bewenden ließen, sondern eifrig am Angebot schraubten - und jetzt noch einen richtig großen Koch engagierten. Dass die Krise dabei ausnahmsweise gelegen kam, ist kein Geheimnis: Wenn man ihm das "Turm" nicht unterm Schneidbrettl zugesperrt hätte, wäre ein Spitzenkoch wie Bernie Rieder hier kaum eingestiegen.

Hochklassige Küche

Wobei der neue Küchenchef sich explizit um das gesamte Angebot (also auch um gebackene Hühnerflügel, Clubsandwich, Pizza ...) kümmert, gleichzeitig aber den nötigen Freiraum eingeräumt bekommt, um einen Teil der Karte mit richtig hochklassiger Küche zu bespielen. Ersteres spürt man schon recht deutlich: Die Pizza mit karamellisierten Schalotten, Gänseleber, Trüffel und 15 Jahre gereiftem Balsamico ist jeden Cent ihrer happigen 18 Euro wert. Auch der Burger überzeugt nun mit schierer Fleischqualität und einer listig als Geschmacks-ooster eingesetzten Scheibe vom geschmorten Rindsbackerl.

So richtig, richtig gut kommen freilich die Kreationen, die im für Bernie reservierten Teil der Karte stehen: Roh marinierter Saibling auf Sauerampfercreme etwa, samt einer Auster mit geschnipselter Senfgurke auf dem Extratellerchen - nicht anders als wunderbar. Oder Bouillon mit pochiertem Ei, Erdäpfelcreme, Trüffel und einem mit Ochsenschlepp gefüllten Knödel - Suppe superb.

Ragout aus geschmorten Entenmägen lockt wohl nur die Abenteurer, dabei ist es das mutmaßlich spannendste (und ein besonders ausgefallenes) Gericht, das derzeit irgendwo in der Stadt angeboten wird. So zart, so harmonisch, so grandios abgeschmeckt, dass es wohl jeden beglückt, der Fleischlichem nicht grundsätzlich abhold ist. Man darf halt kein Problem damit haben, dass sich am Nebentisch ein paar Youngsters die gerösteten Knödel zum Wodka Red Bull schmecken lassen. Das gibt es nämlich auch. (Severin Corti/Der Standard/rondo/03/04/2009)