Renoviert wurde hier schon länger nicht, ...

Foto: Gerhard Wasserbauer

...bis zum Klassiker dauert es aber noch ein bisschen: das Falkenstein in Gumpendorf.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Speisekarte verspricht viel: Grammelknödel auf Rahmgurken, Rindsrouladen mit hausgemachten Nudeln, Loimersdorfer Krautfleisch und Beinfleisch gebacken mit Spargelsalat. Nicht schlecht für ein Wirtshaus in der Mollardgasse, da ist die Stadt ansonsten sehr grau. Im Gastraum sieht es auch recht original aus. Die letzte Renovierung dürfte etwa 1974 erfolgt sein, als der grün-grau geblümte Kachelboden verlegt wurde. Die Tür zur (vergleichsweise nagelneuen) Küche steht offen, was fast immer ein gutes Zeichen ist. Dahinter rege Betriebsamkeit - danke, weitermachen.

Es gibt bestenfalls skurrile Wandmalereien mit Stadtansichten von Wien und Salzburg, wobei Letztere bemerkenswert ist: Im Vordergrund wird ein Bierwagen von einem anatomisch auffälligen Pferdegespann gezogen. Und als Sponsor des Werkes ist die Stiegl-Brauerei vermerkt -, deren überdurchschnittlich köstliches Pils hier frisch gezapft wird.

Gutbürgerliche Klassiker

Anfang Mai haben Cornelia Pschandl und Thomas Populorum das Gasthaus Falkenstein übernommen. Bis dahin galt es als eines der wenigen verbliebenen Wiener Wirtshäuser mit arttypisch schwergewichtiger Speisekarte. Schnitzelvariationen ohne Ende, genauso aber ein mächtiges Repertoire gutbürgerlicher Klassiker von Zwiebelrostbraten über gebackene Leber, Krenfleisch, Beefsteak mit Spiegelei und andere Museumsstücke bis hin zu Bruckfleisch. Hinweis für ehemalige Gäste: Die einstigen Betreiber machen im Falkensteiner Stüberl in Wien-Landstraße (Kleistgasse) weiter.

In der Mollardgasse wird wacker drauflos gekocht, die Speisekarte umfasst, auf Beharren der Stammgäste, immer noch mehrere Seiten. Das knusprig gebackene, zuvor mürb gesottene und ausgelöste Beinfleisch ist jedenfalls köstlich und das kräftig paprizierte Loimersdorfer Kraut, bei dem sich das Fleisch als separat gebratene Schnitzel-Roulade herausstellt, zumindest originell. Keine Gnade hingegen für die zerkochten Spinat(?)-Nudeln zur zachen Rindsroulade, der es von vorn bis hinten an Saft und Kraft fehlte. Wie wär's mit Speisekarte verkleinern, dafür aufmerksamer kochen? (Severin Corti/Der Standard/rondo/19/06/2009)