Krise ex mit dem ganz köstlichen Schnaitl-Bier im Neogasthaus zum Weißen Tiger.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Dazu gibt's Altbekanntes aus der Oma- Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Je schlechter die Zeiten, desto ängstlicher der Geschmack. Kaum rüttelt die Krise einmal ordentlich an den Grundfesten des täglich verfügbaren Spielgelds, schon essen alle nur noch Backhendl und saufen Bier statt Wein. Fix Krise, aber auch.

Es scheint fast, als würde diese Depression an den Wirtshaustischen der Nation ausgesessen. Wäre ja nichts Neues: immer schön wegducken und gleichzeitig schauen, dass ordentlich was auf dem Teller liegt fürs Geld - darin kennen wir uns aus. Na dann, kann ja nichts schiefgehen.

So hat in Wien-Leopoldstadt, in Gehweite des Karmelitermarkts, die Gastwirtschaft zum Weißen Tiger aufgesperrt. Klingt exotisch, ist aber als weiteres neotraditionelles Wirtshaus für die frisch zugezogenen Gentrifizierer gedacht. Samt passendem G'schichtl zum Namen natürlich: Auf dem kleinen Platz gab es bereits 1859 ein Wirtshaus gleichen Namens. Angeblich, weil so ein Tier aus dem einstigen Zirkus Renz ausbüchste und da, wo jetzt der hübsche Schanigarten ist, zur Strecke gebracht wurde. Zuletzt ging hier das Brioni ein. Der neue Weiße Tiger wirkt dafür ziemlich lebendig, Schanigarten und Wirtshaus (beides großzügig dimensioniert) sind vom ersten Tag an gut gebucht - auch wenn die Küche mit dem Ansturm schwer zu kämpfen hat. Es kann doch deutlich lang dauern, bis einmal ein Essen kommt. Dafür wird frisch gekocht, und man darf sich am Bier trösten, das schmeckt ganz ausgezeichnet.

Privatbrauerei Schnaitl

Es kommt aus der oberösterreichischen Privatbrauerei Schnaitl, einer von den ganz guten. Neben Pils (ja!) gibt es dunkles und naturtrübes Bier, auch sehr gut. An der Weinkarte wird noch gebastelt, einstweilen gibt es derben Hauswein in Weiß oder Rot oder gar nix - das riecht schon fast nach Programm. Patron Bernhard Basziszta ist vor allem ein Freund guter Biere: Er betreibt auch das Brendl in der nahen Großen Sperlgasse, wo es nicht nur das legendäre (weil ausnahmsweise richtig stark gehopfte) Uttendorfer Pils vom Fass gibt, sondern noch sieben weitere Bierspezialitäten.

Mit der ultratraditionellen Austro-Fleischküche samt obligater Sättigungsbeilage muss man sich halt abfinden. Wer Erdäpfel und Knödel mag, wird im Tiger schön satt. Immerhin: Backhendl kommt ohne viel Federlesen samt Haut in die Panier, das muss man sich in dieser Gegend erst einmal trauen. Ansonsten eh alles da: Zwiebelrostbraten, Gulasch, Beinfleisch mit Spinat: fast wie bei der Oma. Außer dass es Bier gibt. (Severin Corti/Der Standard/rondo/26/06/2009)