Wahrscheinlich der lauschigste Gastgarten Wiens: Die Slow-Food-Kinokantine im Garten des Filmarchivs Austria.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Die längste Zeit agierten die Geschmacksschützer von Slow Food in Österreich jenseits der Wahrnehmbarkeit. Was nicht nur an den Ernährungspräferenzen der lieben Landsleute lag (im Zweifel bitte viel statt gut), sondern auch an der besonders schnarchigen lokalen Vereinsführung, die sich im Wesentlichen aus Sportkantinenbetreibern und anderen obskuren Gestalten zu rekrutieren schien, die zwar irgendwie auch gern gut zu essen, die Kunst daran aber nur sehr beschränkt zu kommunizieren vermochten.

Dann kam Barbara van Melle. Die Fernsehjournalistin übernahm das Convivium Wien, seitdem geht es ziemlich kometenhaft bergauf. Plötzlich gibt es nicht nur ein SF-Eck am Karmelitermarkt mit fantastischem Gemüse, Käse, Fisch, Fleisch, das von Woche zu Woche größer und vielfältiger wird - sondern auch von Slow Food geschützte, österreichische Produkte, ein eigenes Catering-Unternehmen mit integrationspolitischem Hintergrund und, diesen Herbst, gar eine internationale SF-Konferenz in Wien ("Terra Madre"), bei der verantwortungsvolle Nahrungsmittelproduktion das Thema ist.

Sprung aus der Liebhaberei ins echte Wirtschaftsleben

Dass seit vergangenem Wochenende auch ein mobiles Slow-Food-Restaurant beim Sommerkino im Augarten steht, wo neben Kinosnacks (Prädikat besonders geschmackvoll) allabendlich bis zu 250 erwachsene Essen rausgeschossen werden, mag da fast nebensächlich erscheinen - tatsächlich aber ist es ein Quantensprung.

Erstmals wird damit gezeigt, dass es in Österreich inzwischen eine Reihe von Herstellern gastronomischer Raritäten gibt, die so professionell produzieren, dass sie einen Restaurantbetrieb in großem Stil beliefern können. Slow Food ist damit auch bei uns auf dem Sprung aus der Liebhaberei ins echte Wirtschaftsleben - dabei reden anderswo alle von Krise.

Im Privatpark des Filmarchivs Austria stehen zwei Küchenzelte, bei denen man sich für wirklich wunderbares, unkompliziertes Essen aus allerfeinsten Produkten anstellen kann. Darunter die wohl köstlichsten Cheeseburger der Stadt mit Angus-Biobeef, einjährigem Bergkäse und anderen Feinheiten, aber auch Alpenlachs mit Gemüseraritäten aus der unvergleichlichen Gärtnerei Bach in Wien-Donaustadt, tolle Steaks, köstliche Bratwürstel, überhaupt fantastische Käse. Der ultimative Kinosnack aber ist wohl das Schnittlauchbrot mit der Bauernbutter von Strasser aus dem Hausruck. Ein Butterbrot, dass man gekostet haben muss! (Severin Corti/Der Standard/rondo/10/07/2009)