Bitte zugucken: Gerhard Bernhauer (re.) zeigt vor, wie sich eine erwachsene Speisekarte auf engem Raum kochen lässt.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Angeblich werden die Josefstadt und der Charakter der Einwohner vom ihr innewohnenden Theater zumindest ebenso stark prägt wie umgekehrt. Insofern wäre es nicht weiter verwunderlich, dass es im Achten zwar reichlich gediegen biedere Gasthäuser wie die Fromme Helene, den Cumpelnik oder den Prinzen Ferdinand gibt, aber nur recht wenig wirklich spannende Wirten wie den Schnattl oder die ebenso winzige wie wundervolle chinesische Garküche GU (die dafür nicht einmal im ansonsten überkompletten Falterführer vorkommen darf).

Mit mediterraner Küche kann man als Gastronom hier dementsprechend wenig falsch machen, noch weniger aber mit austromediterraner. Das wird auch dem Josefstädter Koch Gerhard Bernhauer bewusst gewesen sein, als er mit dem Bernhauers in der Pfeilgasse vor ein paar Monaten sein eigenes Lokal eröffnete.

Mollige Italoküche

Als Haubenkoch in vielen gutbürgerlichen Mediterranern der Stadt geprüft, steht er nunmehr im eigenen Lokal, um das zu kochen, was die Josefstadt am liebsten hat: Mollige Italoküche der gut gepolsterten Art - wenn irgendwo ein Erdäpfelsalat dabei ist, umso besser. Nun muss man bekanntlich nicht Josefstädter sein, um derlei gutzuheißen. Bernhauer kann wirklich kochen, das merkt man auch daran, dass das kleine Lokal vom ersten Moment an ausreserviert war.

Roh mariniertes Rindsfilet ist von buttriger Zartheit, die Creme vom Vogerlsalat dazu macht sich nicht weiter wichtig, unterstützt den streichelweichen Gesamteindruck aber gekonnt. Kabeljau wird mit einem transparenten Hauch von Lardo versehen, was das Entblättern des saftigen weißen Fleisches nur noch vergnüglicher macht. Bei der Polenta mit Radicchio trevisano, Nüssen und geschmortem Kaninchen zeigt Bernhauer seine Affinität zu cremigen, gefühlvoll abgestimmten Gerichten. Feierlaune! (Severin Corti/Der Standard/rondo/18/12/2009)