Wenn man meint, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Törtchen her.

Foto: Bernhard Angerer

Irgendwann war Österreich einmal das Himmelreich der Mehlspeisen. Die ganze Welt beneidete uns um die Kreativität und Fingerfertigkeit der Konditoren und böhmischen Köchinnen, die in der Kaiserstadt für immer neue und immer sündhaftere Kreationen sorgten. Das Reich von Sacher- und Linzertorte, von Punschkrapfen, Gugelhupf und Cremeschnitte sollte, so schien es, niemals untergehen. Für immer und ewig würde ein Strom verzückter Pilger aus aller Herren Länder dafür sorgen, dass Wien neben der Oper vor allem für seine Süßigkeiten Weltruhm genießen dürfe.

Das war einmal, und es ist lange her. Wer sich in London und Paris, in Tokio und New York, aber längst auch in Moskau, Singapur oder Schanghai in den Teesalons und Pâtisserien der besseren Gesellschaft umschaut, dem kann angst und bang werden um den Zustand der heimischen Zuckerbäckerei. Während anderswo filigrane Pretiosen und immer neue, immer wagemutiger komponierte Geschmacksprojektile Augen und Gaumen in genüssliche Unruhe versetzen, hegen und pflegen unsere Zuckerbäcker den Staub der Jahrhunderte, der sich auf ihre Reputation gelegt hat.

Aber: Wie so oft, wenn man meint, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Törtchen her. Man muss sich nur tapfer durch den Zuckerguss fest verklebter Gewissheiten beißen, um auf Talente zu stoßen, die mit Lust und beachtlicher Energie dagegen ankämpfen, dass in Sachen "süß" nur gut sein darf, was möglichst schon der Kaiser für gut befunden hatte.

Zur Ansichtssache: RONDO hat sechs Meister der süßen Verführung um Proben ihrer Kunst gebeten, die nicht nur verdammt gut aussehen. Kosten!

(corti/Der Standard/rondo/07/05/2010)