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Nur beim Bier ist das ein bisschen schwieriger: Da gibt es je nach Region Krügel beziehungsweise Halbe oder Seidel beziehungsweise Glas.

Foto: APA/GUENTER R. ARTINGER

Niemand käme auf die Idee, in ein Restaurant zu gehen und einfach "Essen" zu bestellen, pflegte mein verstorbener Freund Michael Jackson (nicht der Sänger, sondern der Bier- und Whiskyspezialist) zu sagen. Auch bei einer Bestellung von Wein würde man sich genau über Weingüter und Rebsorten, Lagen und Jahrgänge kundig machen, anstatt "weiß" oder "rot" zu verlangen.

Nur beim Bier ist das ein bisschen schwieriger: Da gibt es je nach Region Krügel beziehungsweise Halbe oder Seidel beziehungsweise Glas. In nobleren Betrieben oft überhaupt nur ein kleines Bier, daran lässt sich besser verdienen. Eine Auswahl verschiedener Bierstile (womöglich noch aus verschiedenen Brauereien), wie es sie in etlichen gehobenen amerikanischen Gastronomiebetrieben nicht zuletzt auf Anregung der Bücher von Michael Jackson gibt, sucht man im deutschen Sprachraum meist vergebens.

Glaskultur pflegen

Aber es gibt immerhin Bemühungen, das zu ändern. Die Villacher Brauerei hat eine Initiative mit 70 Lokalen gestartet, die neben dem gängigen Märzenbier mindestens einen weiteren Bierstil vom Fass anbieten, die Glaskultur pflegen und das Personal schulen müssen, um als Kärntner Bierspezialitätenwirt ausgezeichnet zu werden. Und um das Angebot auch besser unter die Leute bringen zu können, haben die Villacher ein saisonal wechselndes Spezialitätenprogramm aufgelegt, das vom vor zwei Jahren kreierten Jubiläumsbier über das leicht eingebraute und aromatisch gehopfte Sommerzwickl und das mit dunklem Karamellmalz gebraute Schleppe-Wiesnbier bis zum spätherbstlichen Festbock reicht.

Dazu gibt es jeweils Empfehlungen, welche Speisen wohl am besten dazupassen - zum Bockbier etwa karamellisiertes Gerstenmalzparfait. Der weltgewandte Bierfreund würde sich in seiner Unbescheidenheit natürlich gleich noch mehr wünschen: Ein wirklich gutes Bierrestaurant sollte auch Stouts und Pale Ales anbieten, Pils und Weizenbier sowieso - und belgische Starkbiere, die für den Gastronomen den Vorteil haben, beinahe unbegrenzt haltbar zu sein.

Auch das gibt es schon in Kärnten, sogar zweifach: Im unscheinbaren Gasthaus Wulz in Greifenburg gibt es eine schwer zu übertreffende Bierauswahl (allerdings ohne Villacher) - jene in der Gartenrast in Radenthein ist aber mindestens gleich spannend. (Conrad Seidl/Der Standard/rondo/14/05/2010)