Noch steht Wini Brugger selbst in der Küche, um das Fine-Tuning im neuen XO in der Wiener City hinzukriegen.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das Konzept ist schon jetzt überzeugend.

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Hauptsache, billig - das ist die primäre Anforderung, die Asia-Lokale für die legendär qualitätsbewussten Bewohner unseres Landes erfüllen müssen. Dass sich dafür bloß traurig dahinwelkende, mit Fertigsauce zugekleisterte und auch sonst nur entfernt an Essen erinnernde Buffetbewohner ausgehen können, wird gerne geschluckt. Es hat ja auch sein Gutes: Wer sich mit Schrott den Magen vollschlägt, der weiß zumindest, warum er so schlecht drauf ist.

Jetzt hat Wini Brugger, der als Star unter den heimischen Asia-köchen gilt und in seinem Indochine eine dezidiert nobliche, geschmacklich differenzierte, neo- vietnamesische Küche pflegt, darauf reagiert. Am Hohen Markt, mitten in der Wiener City, hält er seit vergangener Woche ein Asia-Lokal geöffnet, in dem kein Essen mehr als neun Euro kostet. Dafür gibt es im XO Noodles genau genommen auch nur vier Gerichte: Nudeln aus dem Wok oder in der Suppe, als Zugabe frische Dim Sum und Gyoza, von deren handgemachter Frische man sich jederzeit überzeugen kann: In der großen offenen Küche werden sie gut sichtbar gefüllt und gekrendelt und in einer beeindruckenden, aus Schanghai importierten Dämpfmaschine gegart. So hat man's gern, vor allem wenn die Fülle aus Schweinefleisch und Ingwer derart aromatisch gerät.

Fünf Varianten

Auch die Nudeln, die es in fünf Varianten (Soba, Udon, Reis-, Eier- oder Grünteenudeln) gibt, sind hausgemacht. Dazu kann aus Toppings gewählt werden, die durchwegs mit Qualität glänzen: Biohendl, Kärntner Limousinrind, Mangalitzaschwein, Garnelen, Fisch, gebratener Tofu oder / und Gemüse sowie diverse sehr ordentliche Saucen. Die scharfe Haussauce "XO Asia" und die Variante "Kyoto" mit rotem Miso und reichlich Ingwer machen dabei den besten Eindruck.

Bestellt und bezahlt wird an der Kasse, der dafür ausgehändigte Bon wird über Lautsprecher aufgerufen. Das sorgt für bahnhofsähnliche Atmosphäre - durchaus nicht unpassend, in Südostasien bekommt man gerade da stets ein brauchbares Essen. Einstweilen ist das XO Noodles noch in der "Soft Opening"-Phase, vielleicht erklärt das ja, warum manche Nudelsorten gar so unerfreulich weich gekocht werden. Derzeit können nur die Reisnudeln empfohlen werden. Dafür ist die Qualität des Salats mit allerhand Blättern und Kräuterchen der exklusiven Art sehr beachtlich - wie auch das neue, tatsächlich herausragende "Saphir"-Pils der Zwettler Brauerei. Und erst die Küchenzeiten: durchgehend von elf bis zwei Uhr früh! (Severin Corti/Der Standard/rondo/21/05/2010)