Vievinum in der Wiener Hofburg

Foto: www.vievinum.at

Am letzten Mai-Wochenende ist Vievinum in der Wiener Hofburg. Alle zwei Jahre präsentiert sich dort die österreichische Weinwirtschaft und zeigt her, was derzeit so Sache ist. Und das ist nach 25 Jahren Weinwunder immer wieder, immer noch und durchaus beeindruckend.

Hier eine kleine Erinnerung daran, was man sich dort erwarten darf: den einen oder anderen reifen Jahrgang, der zeigt, dass sich österreichischer Wein über viele Jahre geschmacklich entwickeln kann, was in der gesamten Weinwelt als Zeichen großer Kreszenzen anerkannt ist und nicht wie hierzulande immer noch viel zu oft als "alt" oder "übriggeblieben" abgetan wird. Weiters kraftvolle, dichte und dank des gediegenen Maßes an Säure frische Weine aus dem Jahrgang 2006 mit seinem ultrasonnigen Herbst, sehr feine, hochelegante und ausgewogene Tropfen aus dem "normalen" Jahr 2007, das nach einem Wunderwuzzi-Jahr, ob tatsächlich oder medial herbeigedichtet, zu Unrecht gern übersehen wird, spannende, leichtgewichtigere Tropfen aus dem schwierigen, weil sehr kühlen 2008er-Jahrgang und 2009er-Weine, die nur einen Wunsch offenlassen, nämlich dass mehr davon da wäre.

Höfliche Winzer

Man wird probieren, was da momentan an Blaufränkisch im Ausland immer höher gelobt wird, und, wenn man klug und neugierig ist, St. Laurent, Zweigelt, Pinot Noir, Weiße und Süße keineswegs auslassen. Höfliche Winzer werden geduldig auch noch so schlichte Fragen beantworten. Und von ebenso höflichen Besuchern darf man sich erwarten, dass sie, bevor sie zur Messe schreiten, nicht in Chanel No. 5 oder Vergleichbarem baden. Nichts ist lästiger, als wenn die Nebenperson den feinen Duft aus dem Glas mit schweren Schwaden von Rasierwasser oder Parfum überlagert.

Nicht erwarten darf man, dort kon-templativ verkosten zu können. Ausgeschenkt werden auch keine Achtel, sondern Proben. Damit das Ganze nicht zu einem Hotspot für Wirkungstrinker mutiert, wurden die Eintrittspreise dementsprechend gestaltet. Die Vievinum ist ein hoch frequentiertes Event, das sich an die Branche richtet, auf dass sich Winzer mit Händlern, Importeuren, Sommeliers und Journalisten aus dem In- und Ausland treffen und probieren, auf dass sich gedeihliche Verbindungen entwickeln. Und daran mögen Wein-Fans ihre Freude haben, und zwar alle. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/21/05/2010)