Ein alter Bekannter nach dem Facelift: Das Theatercafé beim Naschmarkt wurde von seinem Schöpfer Hermann Cech frischgemacht.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Vom Nimbus her war das Theatercafé stets eine Top-Location - auch wenn die enge Küche es den Köchen nicht gerade leicht machte, den Anspruch der Speisekarten auch in das zu übersetzen, was der Gast dann auf dem Teller vorfand. Alexander Mayer, einer der davon ein Lied singen kann, hat übrigens eben sein eigenes Lokal an der nahen Gumpendorfer Straße eröffnet - mehr dazu in Kürze.

Das Theatercafé ist jetzt in der Hand von Leo Doppler, der auch das Hansen im Souterrain des Börsengebäudes führt. Er bat Hermann Cech, der das Lokal am Eck des Theaters an der Wien einst geplant hat, um seine Mitarbeit bei der Renovierung. Die Schank ist jetzt mit Zink verkleidet und zitiert damit die nicht zufällig "Zinc" genannten Bars in französischen Bistros. Die Bestuhlung stammt von Jasper Morrison, ein Möbeltischler aus Wien legte Hand an die Kaffeehausbänke, die mit bordeauxrotem Rindsleder bezogen sind - und sehr gemütlich. Die Zigarrenlounge wurde, dem Gang der Zeit entsprechend, entfernt, für die Raucher werden Heizstrahler vor der Tür montiert.

Nische: Frankreich

In Sachen Küchenlinie gibt es künftig keine Experimente. Angesichts des kulinarisch ständig aufrüstenden Marktes hat sich Doppler für eine der wenigen Nischen entschieden, die im Grätzel noch nicht besetzt sind: Frankreich. Weil die Küche auch mit dem Umbau nicht größer wurde, darf man sich aber keine aufwändig geschmurgelten Feinheiten erwarten, eher schnelle Imbissklassiker. Es gibt feine Salate (etwa mit Melone, Mango und angeschmolzenem Ziegenkäse, siehe Bild), getoastetes Schwarzbrot mit diversen Toppings ("Tartines"), salzige Crêpes (auch mit Blunze), diverse Baguettes. Sogar die Quiche wagt ein spätes Comeback.

Dazu gibt es einige spannende Weine aus Frankreich, wobei der aus der Magnum ausgeschenkte Champagner Harlin um recht schlanke sieben Euro das Glas offenbar als Hauswein gelten darf. "Den Tipp habe ich von den Lederleitners", sagt Doppler, der das Börse-Souterrain bekanntlich mit dem Shop des Gärtnerei-Unternehmens teilt, "die Winzer sind entfernte Cousins, ich importiere in Eigenregie".

Neben den Standards, an deren Perfektionierung (etwa dem Durchbacken der Quiche-Böden) die Küche noch feilt, gibt es täglich zwei Gerichte am schwarzen Brett, die es auch ein wenig edler geben - Rindsfilet "Café de Paris" etwa oder Goldbrasse mit Gemüse und Erdäpfeln. Nett: die mit Xocolat-Creme frisch befüllten Croissants au chocolat zum Ein-Euro-Kaffee an der Schank. (Severin Corti/Der Standard/rondo/17/09/2010)