Georg Gossi hat im Taubenkobel gelernt, ...

Foto: M. Corti

...jetzt kocht er an der Peripherie von Oberwart - und zwar mehr als bemerkenswert.

Foto: M. Corti

Das Restaurant heißt Heim-Art, ist in einem Bürobau außerhalb von Oberwart angesiedelt und auch sonst nicht von bezwingendem Charme. Dass sich Georg Gossi dennoch hier niedergelassen hat, wird wohl eher buchhalterische Gründe haben: Die Büroangestellten sind ihm treue Mittagsgäste, die Miete ist bezahlbar - in einer südburgenländischen Randlage wie dieser muss man bereit sein, für derlei Sicherheiten Abstriche bei Anmut und Aussicht zu machen. Wobei: Der Blick aus dem Fenster und über die Felder ist eh sehr schön.

So richtig gut ist dafür, was auf die Teller kommt. Gossi hat nicht umsonst im Taubenkobel gelernt und sich auch sonst in der Welt umgesehen, bevor er sich wieder in der Heimat niederließ. Von seiner Zeit als Armeekoch am Golan hat er eine besondere Liebe für orientalische Gewürze mitgebracht, die er bei Streifzügen in den Basars von Damaskus und Aleppo kennengelernt hat. "Aber ich versuche, sie nur dezent einzusetzen, sodass man am besten gar nicht draufkommt, was da im Hintergrund für Spannung sorgt", sagt Gossi.

Regional eingekaufte Grundprodukte

Das gelingt ihm mit verblüffender Sicherheit. Bei der Gansleinmachsuppe etwa bringen gekonnt eingesetzte Gewürze (Ingwer? Sternanis?) den Gaumen sehr angenehm ins Schwingen, ein auf einem Extrateller dazu servierter, knusprig gebackener Gänsegrammelknödel mit Pinienkernen ist überhaupt grandios. Marinierte Lachsforelle mit gesulztem Sturm und schwarzem Rettich zeigt, dass Gossi mit seinen konsequent regional eingekauften Grundprodukten virtuos umzugehen weiß: Die Fruchtigkeit des Gelees und die erdige Schärfe der Rübe setzen den nur zart marinierten Fisch ziemlich ideal in Szene. Ein paar Shisosprossen aus dem Küchengarten sorgen auch hier für exotische Kontraste.

Den Zander bekommt Gossi - wenn auch nur fangfrisch tiefgefroren - von einem Neusiedler Fischer geliefert. So perfekt knusprig und doch an den Glaspunkt gebraten, wie er hier zu Tisch kommt, bringen das aber auch die ganz großen Namen rund um den See nur an guten Tagen hin. Dazu ein paar geschmorte Herbsttrompeten von zwingender geschmacklicher Eleganz, und man weiß, dass hier ein Könner am Werk ist.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist, wie an dieser Adresse kaum anders zu erwarten, enorm günstig und erstreckt sich auch auf die (ebenfalls streng regional gehaltene) Weinkarte, auf der, natürlich, die großen Schiefer-Weine vom nahen Eisen- oder auch vom Königsberg ganz besonders verlockend aufzeigen. Eine Entdeckung! (Severin Corti/Der Standard/rondo/03/12/2010)