Elsässischer Baeckeoffe-Eintopf vom Sulmtaler Huhn und Bries mit essigsauren Zwiebeln

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Mit Abstand sieht die Stadt gleich besser aus. Das Restaurant des Sofitel am Donaukanal aber bietet noch mehr - etwa richtig feine, französische Küche.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Das Abgehobenste am Restaurant Le Loft ist natürlich die Aussicht. Aber Architekt Jean Nouvel bietet auch eine extrem gute Show, um dieses der Welt entrückte Chef-Gefühl, von dem auch unsereins Lohnarbeiter hier kosten darf, entsprechend herauszumeißeln. Das beginnt im Erdgeschoß, wo ein absurd schummriger, in monochromem Schwarz gehaltener Lift wartet. Kaum dass die Augen sich einigermaßen an den Dämmer gewöhnt haben, macht es "bling", die Tür geht auf - und man ist ganz oben angekommen. Heller, gleißender, lichtumhüllter geht nicht. Teurer auch nicht.

Da liegt einem Wien in einer Pracht zu Füßen, dass man tatsächlich ganz geblendet ist. Am Nachmittag, wenn die Wintersonne durch die graue Sauce bricht und die Türme und Dächer der Innenstadt im Gegenlicht über den Dunst ragen, ist es hier zum Weinen schön.

Magisches Lichtkonzept

Abends, wenn nur der güldene Baldachin an der Decke (von Künstlerin Pipilotti Rist) für Erleuchtung sorgt, geht es nicht minder magisch ab: Das Lichtkonzept ist so ausgeklügelt, dass die Aussicht auf das Glitzern der Stadt durch keinerlei Reflexionen gestört wird. Einzig die leuchtende Decke wirkt plötzlich wie ins Unendliche des Nachthimmels hinaus verlängert.

Das hat alles obszön viel Geld gekostet, auch der Besuch hier oben ist nicht eben geschenkt - aber es ist sehr, sehr schön geworden. Das lässt sich in Wien nicht von vielen neuen Bauten sagen. Und dafür darf man den Oberbossen der Uniqa schon auch dankbar sein. Bislang nämlich war diese Art von magistralem Ausblick auf das Herz der Stadt nur den Oberwichtigen vorbehalten, die sich seit Jahren einen Prestigebau nach dem anderen an den Kanal wuchten. Der Kran für den nächsten Raiffeisen-Tower (anstelle des Opec-Baus) steht bereits.

Luxuriöse Selbstverständlichkeit

Auch die Küche unter der Patronanz des Drei-Sterne-Elsässers Antoine Westermann (ausgeführt von Raphael Dworak) ist von einer luxuriösen Selbstverständlichkeit und Grandezza, die hierorts durchaus exotisch anmuten. Dass französisch gekocht wird, dass es Froschschenkel und bretonischen Hummer gibt, sorgte noch vor dem ersten Abend für prophylaktische Häme. Zwar gibt es, wie bei Eröffnungen dieser Größe zu erwarten, Platz für Verbesserungen (vorerst wird deshalb nur die halbe Kapazität gebucht), aber die scheinen inzwischen eher den Service zu betreffen. Da kann schon noch passieren, dass als Küchenchef ein "Monsieur Westermayer" genannt wird und das Bries vor lauter "Bonjour" und "Bon Appétit" schnell einmal wie französischer Käse ausgesprochen wird: "Für Sie: das Brie."

Der Küche kann das wenig anhaben. Speziell gut gelungen: Pâté en croûte mit Taube, Gansleber und Nussgelee (Pastete, meisterhaft!), Mayonnaise-Ei mit Porree-Vinaigrette, Consommé mit Mark und dicken Trüffelscheiben und Hummer mit zart säuerlichen, marokkanisch gewürzten Karotten. Ordentlich Trüffel bekommt auch der elsässische Baeckeoffe-Eintopf vom Sulmtaler Huhn ab (höchste Traditionsküche, siehe Bild), während beim kunstvoll überknusperten Bries die Kombination mit essigsauren Zwiebeln überzeugt. Nicht so super: die bis zur Bitterkeit konzentrierte Rotweinsauce zum Angler - und die vergleichsweise matten Desserts.

Richtig gute Laune macht einem der Sommelier: Martin Kern (ex-Coburg) beweist Schmäh und Diskretion, kann die Freude an seinen Weinen wunderbar undramatisch kommunizieren und agiert dabei stets auf Augenhöhe mit dem Gast. Sehr wohltuend! (Severin Corti/Der Standard/rondo/24/12/2010)