Bürgerliche Kulisse für gutbürgerliches Essen - einstweilen aber noch mit Mängeln.

Foto: Heribert Corn

Der Schwarze Adler in Wien-Margareten hat wieder offen.

Foto: Heribert Corn

Eigentlich ist der Schwarze Adler eine fixe Größe in Wien-Margareten, der Inbegriff eines bieder-bürgerlichen Wirtshauses - Gansleber und Forellenfilet samt Oberskren dürften hier nie ausgehen. Dachte man zumindest - bis es vor 17 Monaten auf einmal zu war, angeblich zwecks Renovierung. Harald Brunner, ein guter Koch und glückloser Geschäftsmann, hatte Partner an Land gezogen, die ihm hier eine Rôtisserie nach französischem Vorbild, mit Schau-Spieß-Grillerei und anderem Schnickschnack finanzieren wollten - als "Flagship-Restaurant" für einen internationalen "Roll-out-Plan". Es gab Leute, die das glaubten. Die treffen sich nun vor dem Konkursrichter.

Eierschwammerlpudding klingt spannend

Jetzt ist der Adler neu vergeben - frisch ausgemalt, ansonsten kaum verändert. Richard Vrana, der Pächter, betreibt zwei Lokale am Spittelberg. Sein Koch Marcus Linner ist bekannt dafür, dass er schon allerhand Szenelokale vom Start weg auf Haubenniveau gekocht hat - es aber kaum je für länger wo ausgehalten hat.

Im Adler braucht er, den Erfahrungen der ersten Wochen nach zu schließen, etwas länger. Zwar klingt die Karte schon durchaus verlockend, allein bei der Ausführung holpert es erheblich. "Salat von zweierlei Kalbskopf" erweist sich als wenig inspirierte Kombination aus derb mariniertem, gepresstem Kalbskopf, einer Scheibe vom Gebackenen sowie einer Garnitur aus Sauce trara - Salat ist doch etwas anderes. Eierschwammerlpudding klingt spannend, das durchaus heftig gelierte, fein passierte Pilzmousse samt einer Garnitur aus eingelegten Schwammerln schmeckt auch gut - ein bissl was Knackiges, Zartbitteres (Frisée? Roh gehobelte Artischocken?) oder sonst wie kontrapunktisch Angelegtes würde man sich auf die Dauer halt wünschen.

Die Nachlässigkeit hat Methode

Richtig problematisch wird es bei den Hauptspeisen: Zur gebratenen Lachsforelle wird statt des angekündigten Buchweizens Rollgerstl serviert. Sie befindet sich, für die Startwoche besonders peinlich, in deutlich abgelaufenem "Frische"-Zustand. Auch der überreichlich drübergestreute Kren vermag den damit einhergehenden beißenden Geruch nicht zu verschleiern. Die Nachlässigkeit scheint Methode zu haben: Geschmorte Kaninchenkeule auf Krautfleckerln präsentiert sich als überaus lieblos zusammengeschaufelter Haufen faseriger Fleischfetzen mit Krautnudeln - das, mit Verlaub, kann der Koch selber z'sammessen. Was, natürlich, nichts daran ändert, dass sämtliche Gerichte auf der Rechnung aufscheinen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/12/08/2011)