Foto: Gerhard Wasserbauer

Alles wie immer, außer dass plötzlich Harald Riedl aus der Küchentüre lugt: Gasthaus zur Eisernen Zeit, Naschmarkt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Dass das Gasthaus zur Eisernen Zeit, diese vielleicht letzte, noch aus der Entstehungszeit herübergerettete Ikone des Naschmarkts, schon seit dem Frühling neue Besitzer hat, war selbst Stammgästen kaum aufgefallen. Unverändert der mit kaltem Rauch durchsetzte Gulaschduft, der das Lokal und jeden Gast seit Generationen imprägniert. Unverändert wie der prächtig patinierte Gastraum auch die Preise, die nur sehr träge auf Indexsteigerungen reagiert zu haben scheinen. Nur dass hier seit vergangener Woche einer der besten Köche der Stadt am Herd steht, ist neu.

Harald Riedl, der zwischen Schwarzem Kameel, Vincent und dem (seit dieser Woche an einen neuen, italienischen Betreiber vergebenen) Riegi schon vielerorts aufgekocht hat, justiert hier in den kommenden Wochen die Küchenleistung neu. Die Eiserne Zeit wurde nämlich von denselben, auf Diskretion bedachten Investoren übernommen, die auch das Dombeisl in der Schulerstraße gekauft haben und gerade einem aufwändigen Totalumbau unterziehen - auf dass eben Riedl da ab Ende Jänner in einer offenen Küche so entspannt wie hochklassig aufkochen möge.

Innereien und Desserts

In der Eisernen Zeit hingegen soll sich möglichst gar nichts ändern. Okay, Küche und Klo werden nach Neujahr etwas adaptiert. Auch Liljana Wampula, die seit bald 15 Jahren für die gleichbleibend urwüchsige Qualität des Gulaschs, der Fleischknödel wie auch des routiniert Gebackenen verantwortlich ist, soll in Hinkunft von einem Koch aus der Riedl-Schule unterstützt werden, um das Repertoire um zeitgemäß variierte Innereien und Desserts zu erweitern. Bis das Dombeisl fertig ist, wird sich hier aber Riedl selbst die Zeit vertreiben - konkret in der Frühschicht, täglich bis 16 Uhr.

Dementsprechend wird nun ein Beuschel samt flaumigem Semmelknödel serviert, das zwar ganz wirtshausklassisch mit Gulaschsaft umkränzt ist, in seiner rieslingsauren Eleganz aber deutlich über das hinausweist, was man sich hier erwarten würde. Nur der Preis, sieben Euro fünfzig, bleibt davon unbeleckt.

Auch sonst will sich Riedl dem widmen, was in der Wirtshausküche unter "fertige Speisen" firmiert: langsam geschmorten Schweinsbackerln etwa, Gesottenem oder kräftig abgeschmeckten Linsengerichten, mit denen auch die zweite Schicht die Kundschaft verwöhnen kann. Die Eiserne Zeit ist schon so etwas wie eine Weihestätte der Wiener Wirtshausseele. Dass sie nun in so verständige Hände kommt, stimmt froh. (Severin Corti/Der Standard/rondo/02/12/2011)