Der Softwareanbieter SCO Group will gerichtlich gegen internationale Konzerne vorgehen, denen das US-Unternehmen die Verletzung von Lizenzverträgen für das Betriebssystem UNIX und UNIX-Software vorwirft. Eine der ersten Klagen zielt auf die US-Tochter des deutsch-amerikanischen Autobauers DaimlerChrysler ab.

"Das System wird im Herzen des Unternehmens, in der Produktion, verwendet"

Die Klage sei am Mittwoch bei einem Gericht in Oakland County im US-Bundesstaat Michigan eingereicht worden, sagte Vice President Gregory Blepp der Nachrichtenagentur Reuters. DaimlerChrysler nutze das Betriebssystem nach einem seit Jahren bestehenden Vertrag. "Das System wird im Herzen des Unternehmens, in der Produktion, verwendet", erklärte Blepp.

Keine Reaktion

Auf die Aufforderung, die regelgerechte Verwendung der Lizenz zu bestätigen, habe der Konzern seit Dezember nicht reagiert. Deshalb habe SCO nun Klage gegen die US-Tochter DaimlerChrysler Corp erhoben. Über die Höhe eines etwaigen Schadenersatzes müsse das Gericht entscheiden.

DaimlerChrysler war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

SCO steht im Zentrum eines Streits um das frei erhältliche Computer-Betriebssystem Linux. Das Unternehmen hat den Computerkonzern IBM verklagt, dem es vorwirft, im Zusammenhang mit Linux seine Urheberrechte verletzt zu haben. SCO fordert Lizenzgebühren von den Nutzern des Betriebssystems und hatte mit weiteren Klagen gedroht. Verschiedene Großunternehmen aus der Branche, darunter Hewlett-Packard und Intel, unterstützen IBM und versuchen, Linux-Nutzer vor Schadensersatzforderungen zu schützen.

"Vor allem außerhalb der USA war die Resonanz sehr gering"

DaimlerChrysler sei nicht das einzige Unternehmen, das die geforderte Unterschrift nicht geleistet habe, sagte Blepp. "Vor allem außerhalb der USA war die Resonanz sehr gering", sagte er. Auch andere Großunternehmen müssten nun mit Klagen rechnen. Eine weitere Klage wegen Urheberrechtsverletzung hat SCO nach eigenen Angaben bereits gegen den führenden US-Autoteilehändler Autozone eingereicht. Autozone war eines der ersten Unternehmen, die auf Linux umgestiegen waren.

Bilanz

Gleichzeitig legte SCO am Mittwoch die Bilanzzahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2004 vor. Der Netto-Verlust beträgt demnach 2,3 Millionen US-Dollar, der Umsatz lag insgesamt bei 11,4 Millionen US-Dollar. Der Umsatz mit Lizenzen machte dabei einen Anteil von 20.000 US-Dollar aus, im gleichen Quartal des Vorjahrs lagen die Lizenzumsätze noch bei Null.
In einen Kommentar dazu kündigte SCO-Chef Darl McBride an, dass die Bemühungen um die Lizenz-Einkünfte und die Verteidigung des eigenen Copyrights weiter verstärken werden sollen. (red)