Drehen und Fräsen von Metallteilen ist ein traditionell männlich besetztes Feld. Das AMS-Tirol hat nun Frauen ausgebildet. Das Interesse der Firmen an Absolventinnen des Kurses ist größer als jenes von Frauen, sich für diesen Beruf zu entscheiden.

Innsbruck - Zwei Mal hat das AMS-Tirol in den vergangenen Jahren achteinhalbmonatige Kurse an so genannten CNC-Maschinen geschlechtsneutral für Arbeitssuchende angeboten, beide Male meldeten sich ausschließlich Männer an. CNC (computerized numerical control)-Maschinen sind Anlagen zur Metallbearbeitung, sie können bohren, Gewinde schneiden, fräsen, drehen und schleifen.

Projektleiterin Manuela Grais setzte sich mit ihrer Idee, eine CNC-Ausbildung nur für Frauen anzubieten, trotzdem durch: "Wir wollten etwas Nicht-Traditionelles machen." Entscheidend war, dass sich sieben Firmen bereit erklärt hatten, nicht nur Praktikumsplätze anzubieten, sondern auch Absolventinnen zu beschäftigen. Die Metallbranche gehört zu den wenigen Wirtschaftszweigen mit einem Mangel an qualifizierten Kräften.

Überzeugungsarbeit

Viel schwieriger sei es gewesen, Frauen von der Ausbildung zu überzeugen, erzählt Grais. Etwa davon, dass die Arbeit an CNC-Maschinen keine schwere körperliche Arbeit sei oder davon, dass das nötige räumliche Vorstellungsvermögen oder die Fähigkeit zur Präzision Frauen ebenso wie Männer besitzen. Einige geeignete Frauen seien im Vorfeld des Kurses abgesprungen, weil deren "soziales Umfeld dagegen geredet hat", bedauert Grais.

Letztlich sind neun Frauen im Alter zwischen 23 und 50 übrig geblieben, überwiegend vorher in klassisch weiblichen Berufen tätig: Schneiderin, Verkäuferin, Gastgewerbe. Seit vergangenem Montag haben nun sieben von ihnen ihre Jobs angetreten, vorerst als angelernte Kräfte eingestuft. Die Skepsis der neuen Kollegen beziehe sich auch weniger auf das Geschlecht, sondern darauf, dass sie selbst vier Jahre Lehrzeit hinter sich haben - "und was kann man in acht Monaten schon lernen?"

Fachfrauen

In einem Kriterium haben die Frauen die Absolventen der früheren Kurse schon jetzt übertroffen: vier der neun haben nämlich das niedrigere Zertifikat "CNC-Bediener" gleich übersprungen und sind bereits "CNC-Fachfrauen". Aus den gleich großen männlichen Kursgruppen habe es jeweils nur einer auf Anhieb zum "CNC-Fachmann" gebracht, erzählt Manuela Grais stolz. Einige Absolventinnen würden bereits überlegen, den Lehrabschluss nachzuholen.

Der Erfolg des Pilotprojekts macht Mut auf mehr. Im Herbst soll wieder ein CNC-Kurs für Frauen starten. (hs/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 12.3. 2004)