Foto: Volksoper Wien/Dimov
Foto: Volksoper Wien/Dimov
Wien - Haare rot wie Ketchup hat die Arme, und wegen denen wird sie von ihren Schulkollegen drangsaliert und schikaniert wie blöd: in eine Mülltonne gesteckt und darin herumgedreht und am Ende sogar noch in einen stinkenden Gulli geworfen. Ein Wahnsinn. Die mit ihrem Fernsehfauteuil in einer symbiotischen Beziehung lebende Annatant' juckt's erst kaum und dann doch: Ein flottes Zaubersprücherl macht aus Friederikes Haaren eine heiße Waffe im Klassenkampf. Am Ende ist dann alles gut, und fliegen kann sie auch noch, die feuerrote Friederike.

"Weinen hilft nicht!" und "Wehr dich doch!": Diese mutig-toughen Messages bekommen die kleinen Besucher der - ja, das ist schon richtig so - Volksopernproduktion im Kinderopernzelt auf dem Dach der Staatsoper mit auf den Nachhauseweg, und für die erwachsene Begleitung gibt's eine Lektion in Sachen Arsch-aus-dem-Sessel-Kriegen noch gratis mit dazu.

Was sonst noch? Wunderbar fantasievolle, leichte und reiche Musik auf jeden Fall: Elisabeth Naske kombiniert - in einer der ersten Auftragsarbeiten der Direktion von Rudolf Berger - nette Hits mit zweistelligem Ohrwurmfaktor mit sinnlich-leichten Ausflügen ins ernste, "große" Opernrepertoire.

Und Henry Mason inszeniert den von Theresita Colloredo adaptierten Christine-Nöstlinger-Stoff mit drallem Witz, wenn auch für die ganz Kleinen womöglich etwas zu drastisch (der eine oder andere kindliche Singspielbesucher ergriff flennend die Flucht). So Eva Neubauer als Friederike ihre Extremst-Emotionen etwas temperierte, wäre es kein Schaden nicht; Jens Claßen (Katerkatze) soll bitte alles so lassen: wau!, äh: miau! Gernot Kranner darf als superspröder Postdirektor in 1a-Alban-Berg-Fake-Arien herumtoben: anschauen und sterben! Der Rest der Crew agiert solide komödiantisch; Rainer Roos koordiniert das Bühnenorchester der Staatsoper brav. Am Ende "holländert" es dann noch ganz wunderbar, und alles flattert dem fernen Sehnsuchtsort entgegen. Schön. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.4.2004)