Verkauftechnisch gehört der aus Bozen stammende, in München lebende Exrichter und Schriftsteller Herbert Rosendorfer in die Liga außergewöhnlicher Gentlemen wie Johannes Mario Simmel. Seine Romane haben auch die Millionenmarke überschritten (Briefe in die chinesische Vergangenheit , 1983). Bei Theaterstücken ist das freilich anders, und dennoch zieht der äußert sympathische Mann deren Rezeption im "Kleinen" dem Megaseller-Verfahren vor. Gelegenheit gibt es ab heute im Theater Freie Bühne Wieden, wo Gerald Szyszkowitz Rosendorfers Machiavelli-Nachdichtung von Mandragola inszeniert. "Der Reiz bestand darin, einen Schluss zu finden, dem Machiavelli aus politischen, moralischen und religiösen Gründen ausweichen musste." Die Renaissancekomödie um einen vorgeblich der Fruchtbarkeit dienenden kontrollierten Ehebruch ersteht hier neu im Kleid der Commedia dell'Arte. Schauplatz ist das von Rosendorfer geliebte Venedig - eine Affinität, die er seiner Mutter verdankt. "Ich selbst bin ein humorloser Mensch, deshalb schreibe ich Komödien. Auch Mandragola ist eigentlich eine bittere Pille mit Schokoguss. Kein Mensch hört einer faden Predigt zu; sie braucht Witz!" (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 6.4.2004)