Sushi ist eine feine Sache, ohne Zweifel. Leicht zu erkennen, leicht auszusprechen, relativ leicht zu verstehen. Vor allem dann, wenn Dinge drauf liegen, die man kennt und vor denen man keine Angst hat. Was wahrscheinlich nur der Ansatz für eine Erklärung des Sushi-Erfolges ist. Genau dieser Erfolg führte allerdings dazu, dass gerne einmal übersehen wird, dass Japan noch mehr zu bieten hat als immer nur Sushi und dass Japan vor allem mehr Sushis zu bieten hat als immer nur Lachs, Thunfisch und Garnele.

Kazuma Takahashi kochte schon im "Mitsukoshi", dem ersten japanischen Top-Restaurant Wiens, dann im "Isetan", dann im Bosei-Hotel, dann im "Tenmaia" und schließlich im "En", wo man sich um die Kultivierung der Izakaya-Küche - der japanischen Alltagsküche - kümmerte. Seit einem Jahr führt er gemeinsam mit seiner Frau Michiko das "Japanese", dessen Programm ein ähnliches ist und in dem man sich daher auf eine spannende Erlebnisreise der japanischen Art machen kann (die einem allerdings nicht gerade leicht gemacht wird, die Speisekarte ist eher labyrinthisch angelegt).

Eigen ist dieser Küche die erfreuliche Tatsache, dass man viele kleine Dinge serviert bekommt, im "Japanese" ist das etwa ein Salat aus gekochten, mit Chili-Sesamöl marinierten Sojabohnensprossen (€ 1,20), ein etwas fremdartiges Mus aus grünem Seegras, das schon ein wenig Mut erfordert (€ 1,20), oder kleine Würfel eines vorzüglichen, gekochten, mit Ingwer und Soja marinierten Thunfischs (€ 1,20). Ebenfalls außergewöhnlich die Spezialisierung auf den bei uns ja nicht gerade extrem populären Aal, den man etwa mit einer Mischung aus Teriyaki-Sauce und einem Sud aus dem Aal-Rückgrat mariniert und brät, das Rückgrat gibt es übrigens auch frittiert als doch recht exotische Knabberei (€ 13). Und Sushi zahlt sich hier erst recht aus, Meister Takahashi belegt den gesäuerten Reis etwa mit klein geschnittenem Stöcker und Frühlingszwiebeln oder mit dem raren Silberfisch (nicht der aus dem Badezimmer!), am besten, man lässt ihm einfach freie Hand.

Im "Japanese" gibt es viel, vor dem dem durchschnittlichen Sushi-Fan grausen wird.

Auch Sashimi kann im "Japanese" zum Erlebnis werden, etwa, wenn es sich um hauchdünn geschnittenen, rohen Wolfsbarsch handelt, serviert mit Zitronen-Sojasauce, in die man Rübenmus mit Chili und Frühlingszwiebel mischt, sowie Sojasauce mit geriebenen Ingwer (€ 12). Das hausgemachte Fleischlaibchen nach japanischer Art zeichnete sich durch flaumige Saftigkeit aus, zählt aber sicher nicht zu den "musts" (€ 9), der gesalzene, gegrillte Makrelenhecht war genauso köstlich wie unmöglich mit Stäbchen zu essen (€ 9). Besondere Aufmerksamkeit verdient übrigens auch noch die Nudelsuppe Ramen (in der Karte unter "Nudeln"), für die Meister Takahashi aufwändig eine konzentrierte Schweinefleisch-Essenz brüht (€ 10,50).

Im "Japanese" gibt es viel, vor dem dem durchschnittlichen Sushi-Fan grausen wird. Eigentlich ein guter Grund, ins "Japanese" zu gehen. (DER STANDARD/rondo/Florian Holzer /09/04/2004)