Wien/Klagenfurt - Pflegerl und Puccini - das scheint eine Erfolgsstory aus Kärnten zu sein. "Unser Puccini-Zyklus hat uns heute zum internationalen Botschafter des anderen Kärntens gemacht", freute sich der Intendant des Klagenfurter Stadttheaters bei der Vorstellung des Spielplans 2004/05 in Wien. Mit dem vorjährigen Festwochen-Gastspiel der "Madame Butterfly" seien internationale Intendanten auf das Haus aufmerksam geworden und hätten zahlreiche Produktionen eingekauft. 2004 bis 2006 sollen diese Opern für ein sommerliches Puccini-Festival wieder nach Klagenfurt zurückkehren.

Nach "Tosca", die vor wenigen Tagen in Irland Premiere hatte, geht "La Boheme" im Dezember nach Teneriffa, "Turandot" 2005 nach Heidelberg und Cavallis "Giasone" nach Frankfurt. "Wir können damit hoffentlich mehr zur positiven Sicht auf Kärnten beitragen als die Journalisten, die Kärnten noch immer mit dem Haiderland verwechseln", sagte der Intendant. Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F, von Pflegerl gern als "mein gütiger Landesvater " tituliert) habe vor zwei Jahren jeden Dialog abgebrochen und arbeite derzeit an einem neuen Kulturförderungsgesetz. Was dieses bringen werde, wisse man noch nicht.

Sicherer Status quo

Die derzeit 90-prozentige Gesamtauslastung seines Hauses sieht Pflegerl als "sichersten Schutz". Er hoffe, dass er bis zu seinem Vertragsende 2007 "zumindest die Rahmenbedingungen halten" könne: "Wir wollen nichts anderes, als für unsere Arbeit respektiert werden. Er soll uns in Ruhe lassen." Das Puccini-Festival, das am 23.Juli 2004 mit "La Boheme" starten und in den Folgejahren "Madame Butterfly", "Turandot" und "Tosca" bringen soll, sei jedoch noch nicht gesichert: Den im Vorjahr erwirtschafteten Überschuss von 600.000 Euro brauche man dringend für das Festival, doch entgegen den Usancen hätte der Theaterausschuss bisher noch nicht beschlossen, dass das Theater über diese Rücklagen auch verfügen dürfe.

Die Auftakt-Premiere der kommenden Saison gilt Bizets "Carmen", es dirigiert der 28-jährige Spanier Carlos Dominguez-Nieto, Regie führt Ansgar Haag, Premiere ist am 23. September. Es folgt Feydeaus "Floh im Ohr" in der Übersetzung von Elfriede Jelinek, Regie bei der Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg führt Martin Kusej. Die Hamburg-Premiere findet morgen, Samstag, statt, die Klagenfurt-Premiere am 14. Oktober. "Das Projekt ist in unserer Küche entstanden", versicherte Pflegerl.

Debüt mit Mozart

Am 28. Oktober folgt Mozarts "Cosi fan tutte" (Dirigent: Guido Mancusi). Der junge österreichische Regisseur Michael Sturminger gibt dabei sein Operndebüt. Pflegerl: "Ich habe im vergangenen Sommer seine Shakespeare-Inszenierung in Perchtoldsdorf gesehen und war geradezu beglückt, auf diesen Regisseur zu stoßen." Ein Märchen mit Tanz und Musik nach Andersens "Die Schneekönigin" inszeniert Irmgard Paulis (Premiere: 18.11.). Das Musical "The Wild Party" von Andrew Lippa, das vor zwei Jahren in Amstetten zu sehen war, wird von Regisseur Werner Sobotka mit teilweiser neuer Besetzung (Uwe Kröger ist mit dabei, die musikalische Leitung hat Herwig Gratzer) in Klagenfurt herausgebracht (Premiere: 16.12.).

Als ganz besonders spannendes Projekt stellte Pflegerl Becketts "Warten auf Godot" in der Regie des jungen Frank Asmus vor (Premiere: 13.1.2005): Das tolle Regiekonzept hätte den prominenten deutschen Schauspieler Hans-Christian Rudolph überzeugt, den Vladimir zu übernehmen, als Pozzo ist ein Schauspielauftritt des 71-jährigen österreichischen Regisseurs Hans Hollmann angekündigt. Für das ungewöhnliche Bühnenbild erwartet sich der Intendant ähnlich heftige Reaktionen wie vor Jahren auf Kusejs "Kabale und Liebe".

Regisseur Pflegerl

Tschaikowskys "Pique Dame" (Dirigent: Guido Mancusi) ist die jährliche eigene Opernregie Pflegerls (Premiere: 10.2.2005), am 3.3. gibt es eine konzertante Aufführung von Berlioz' "La Damnation de Faust". "Indien" von Josef Hader und Alfred Dorfer kommt in der Berliner Produktion von und mit Michael Schottenberg und Heribert Sasse (ab 24.3.2005).

Dominik Wilgenbus ("Einer der vielen von uns entdeckten jungen Regisseure") inszeniert Donizettis "Don Pasquale" (Dirigent: Henrik Nanasi, Premiere: 21.4.2005), und schließlich kommt die Pflegerl-Inszenierung der Kriminalkomödie "Acht Frauen" von Robert Thomas, die am Renaissance Theater Berlin vor einem Jahr Premiere hatte und sich dort - u.a. mit Louise Martini, Judy Winter und Brigitte Karner - als echter Publikumshit erwies, ab 12. Mai 2005 nach Klagenfurt.

Unter dem Motto des Jahres

Die EU-Erweiterung begeht man mit der Teilnahme an einem internationalen Theaterfestival im slowenischen Nova Gorica. Die viersprachige Aufführung trägt den Titel "Ich bin gesund und es geht mir gut" und beruht auf Soldatenbriefen von der Isonzofront. Als Grundlage des deutschen Textes dienen unveröffentlichte Briefe des Komponisten Viktor Ullmann. Premiere ist am 4. Mai vor dem Bahnhof in Nova Gorica.

Die künstlerischen Aktivitäten von Renato Zanella für die Wörtherseebühne beurteilt Pflegerl wesentlich positiver ("Ich bin froh, dass man weggekommen ist vom Einkauf irgendwelcher Tourneeproduktionen. Das Lucio Dalla-Musical 'Tosca' geht in die Richtung weiter, die wir damals mit 'Evita' begonnen haben") als die Vorgänge rund um Zanellas Berufung: "In Kärnten ist es so, dass nur noch Freunde des Landeshauptmanns Intendanten werden", sagte Pflegerl und verwies auch auf Manfred Lukas Luderer, den Geschäftsführer von Cine Carinthia: "Lauter Jobs, die ohne Ausschreibungen vergeben wurden."

Stahlemänner

Und zur allgemeinen politischen Lage in Kärnten seit der blau-roten Koalition: "In Kärnten ist ein Wettlächeln ausgebrochen. Wenn die beiden (LH Haider und LHStv. Peter Ambrozy, Anm.) auftreten, hat die Sonne es schwer."(APA)