Die Fahndung lief auf Hochtouren, selbst das FBI und das CIA waren hinter ihm her. Zuletzt verfolgten die Fahnder angeblich Spuren, die möglicherweise nach Russland führen sollten. Am Samstag gestand dann schließlich ein 18-jähriger Schüler aus Waffensen bei Bremen, den Computerwurm "Sasser" programmiert und im weltweiten Datennetz in Umlauf gebracht zu haben. Das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) konnte umfangreiches Beweismaterial sicherstellen. Wie die Fahnder auf seine Spur gekommen waren, ist bisher noch unklar. "Es kann gut sein, dass er verraten worden ist", schätzt der Karlsruher Virenexperte Christoph Fischer. Oder er habe sich durch Unvorsichtigkeit selbst verraten.

"Die Szene ist relativ jung"

Altersmäßig passt der Bursch aus Niedersachsen in die Szene der Viren-Schreiber. "Die Szene ist relativ jung, es gibt nur wenige ältere dabei", sagt Fischer. Manche seien Einzelgänger, manche arbeiteten aber auch in Gruppen zusammen. Auch der ebenfalls am Wochenende im deutschen Bundesland Baden-Württemberg festgenommene mutmaßliche Programmierer von "Phatbot" war 21 Jahre alt. Als Urheber von Varianten des gefährlichen Blaster-Wurms, auch "Lovesan" genannt, hatten US-Behörden zuletzt im vergangenen Herbst einen 19- Jährigen sowie einen weiteren Teenager festgenommen. Ein 24-jähriger Student aus Rumänien soll ebenfalls eine Variante des bösartigen Schädlings programmiert haben.

Motiviation ist Selbstbestätigung

Die Motiviation sei in aller Regel einfach nur Selbstbestätigung. "Die haben ja meist keinen weiteren Vorteil vom Schreiben eines Wurms", sagt Fischer. Eine große "Leistung" steckt allerdings nur bei wenigen Computer-Schädlingen dahinter. Im Internet gibt es haufenweise Programm-Code-Rohlinge und entsprechendes Know-how, mit dem ein Virenschreiber arbeiten kann. "Das ist wie bei einem Modellbaukasten, bei dem der Schiffsrumpf schon fertig ist", sagt Fischer. "Den muss man dann nur noch lackieren." Bei dem Computerwurm "Sasser" habe es sich um relativ bekannte Technologie gehandelt.

Eitelkeit wird zur Falle

Ihre eigene Eitelkeit wird vielen Virenschreibern aber schnell zur Falle. Untereinander brüsten sich nicht wenige mit ihren Taten nach dem Motto "Mein Wurm ist aber viel besser als deiner". Auch der rumänische Student und Blaster-Programmierer hatte es selbst verschuldet, dass er geschnappt wurde. Er soll den Dateinamen des ursprünglichen Wurms durch seinen eigenen Spitznamen ersetzt und in einem Textanhang in abschätziger Weise den Namen eines seiner Lehrer genannt haben.

Möglicherweise habe der nun gefasste Schüler für die schnelle Verbreitung seines Schädlings aber auch ein so genanntes Bot-Netz genutzt, sagt Fischer. Wenn jemand dort unvorsichtig ist, könne man ihn schnell erwischen. Auch der Wurm "Netsky" sei über ein solches Netz verteilt worden. Bot leitet sich von dem Wort Robot ab und stellt ein virtuelles Netz dar, bei dem bis zu 14 000 "gekaperte" Rechner miteinander verbunden werden. "Es gibt sogar Hacker, die solche Netzwerke vermieten", sagt Fischer.

Zeitvorteil

Über ein solches Netzwerk kann ein Virenprogrammierer beim Aussenden seines Schädlings einen deutlichen Zeitvorteil gegenüber den Herstellern von Anti-Virensoftware erzielen. Die Abstände zwischen dem Bekanntwerden einer Sicherheitslücke und dem ersten Schädling, der diese ausnützt, wurde in der Vergangenheit ohnehin immer kürzer. Ermittler sind allerdings in jüngster Zeit immer mehr dazu übergegangen, diese Art von Internetdienst zu beobachten, da über Bot-Netze zunehmend Spam-Mails oder illegale Software vertrieben werden.(APA/dpa)