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APA / Roland Schlager
Wenn man heute den Fernseher einschaltet, kann man in Reportagen oder Serien "Traumberufe" in rauer Menge hautnah und doch weit weg von jeder Realität erleben. Da verteilen humorige Polizisten Strafzettel, als wäre es ihre liebste Freizeitbeschäftigung. Anwälte verbringen ihre Zeit großteils mit spannenden Prozessen und der Erforschung ihres nicht minder aufregenden Gefühlslebens. Im Emergency Room retten gutaussehende, nie erschöpfte Mediziner dankbaren Menschen das Leben. Und die Riege der künstlerischen Berufe wird von hippen jungen Starmaniacs und Superstars angeführt, die sich vor lauter Fröhlichkeit natürlich nicht auch noch aufs Singen konzentrieren können.

Szenenwechsel. Rund 40 000 österreichische Schüler werden in den nächsten Monaten zur Matura antreten. Danach kommt für einige der vorgezeichnete Weg in Frage, wenn Papa eine funktionierende Kanzlei oder Mama eine florierende Arztpraxis besitzen. Der Großteil der Jugendlichen steht dem weiten Feld der Bildung aber relativ ratlos gegenüber. Woran also soll sich der Maturant orientieren? An der Fernsehwelt, die in ihren Castingshows vorgaukelt, dass Bildung sowieso unnötig ist, wenn man nur richtig auf der Mainstreamwelle schwimmt? An gutgemeinten Ratschlägen von Eltern, die oft noch weniger als Außenstehende erkennen können, welcher Weg ins Berufsleben für ihre Kinder passen könnte?

Studien- und Berufsberatung existiert in Österreich zwar, verlässt sich aber in viel zu vielen Bereichen auf den guten Willen der Bildungsinstitutionen. Zwar befindet die OECD in einer Studie unter dem Arbeitstitel "Bildungs- und Berufsberatung: Bessere Verzahnung mit der öffentlichen Politik", dass Österreich innerhalb der EU der Bildungs-und Berufsberatung einen hohen Stellenwert einräumt. Die Kritik folgt allerdings auf den Fuß: Österreich lässt es sich zu wenig kosten, seine Jugend auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Außerdem werden von der OECD die hohen Drop-out-Raten der Universitäten bemängelt. Antworten auf die Frage, warum sich die Lage in Österreich so darstellt, geben die Studien nicht. Dazu reichen viel simplere Beobachtungen.

Bildung sollte als das wichtigste Kapital moderner Gesellschaften, als die sinnvollste und zukunftsträchtigste Investition einer Gesellschaft in ihre Mitglieder, eigentlich einen Spitzenplatz bei Finanzierung und Vermarktung haben. Welcher Stellenwert ihr in unserem Land tatsächlich zukommt, lässt sich leider nicht zuletzt am medialen Interesse ablesen. Wenn man den Umfang der Berichterstattung über die zahlreichen neuen und innovativen Studiengänge mit der Menge an Kommentaren und Tests über ein einziges neues Handys vergleicht, wird klar, welche Innovation als wichtiger empfunden wird. Nur soviel: Die Bildung ist es nicht.