Karin Nutz und Elke Unger arbeiten im Rahmen der Mafalda in der Entwicklungs-
partnerschaft Girls crack it und sind damit Teil der internationalen Kooperation "Equal Voices".
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dieStandard.at Ihr habt gerade Eure Studie zur Berufswahl von Mädchen und Frauen präsentiert. Welche sind für Euch die interessantesten Ergebnisse?

Elke Unger In Österreich haben Eltern schon einen recht hohen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder. Das ist sowohl aus der vom ZBW durchgeführten Studie hervor gegangen, als auch aus unserer Arbeit in den Workshops mit Mädchen. Ob das bewusst ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube, dass das, was die Mädchen in ihrem familiären Umfeld wahrnehmen, schlussendlich dafür ausschlaggebend ist.

Karin Nutz Was ganz sicher ausschlaggebend ist, sind die Ratschläge, die von den Eltern kommen. Die nehmen sich die Mädchen sehr zu Herzen. Und das sind dann – sowohl für Burschen, als auch für Mädchen – eher traditionelle Berufe. Unter dem Motto: 'Wag dich nicht so weit vor in Gebiete, die noch nicht so erforscht sind.'

dieStandard.at Hängt das auch mit der momentanen Arbeitsmarktsituation zusammen?

Elke Unger Ich glaube, dass die Eltern besonders jetzt den Druck spüren, wie eng es für die Jugendlichen ist, einen Job zu finden. Und da wollen sie eben nicht, dass experimentiert wird.

Das hat sich in diesem Umfang auch bei unseren Interviews, die wir mit Unternehmen im technischen Bereich geführt haben, bestätigt. Da wurde durch die Bank erzählt, dass in den letzten zwei oder drei Jahren die Zahl der Bewerbungen von Mädchen rückläufig ist.

Karin Nutz Und das geht Hand in Hand mit der Bereitschaft von größeren Betrieben, doch Mädchen aufzunehmen. Vielleicht sollte da vermehrt die Information transportiert werden, dass es sehr wohl möglich ist, in diesem Bereich eine Job zu finden.

Elke Unger Es hat sich auch bei unseren Elternabenden gezeigt, dass die Eltern tatsächlich wenig informiert sind, über mögliche Berufe, über den Arbeitsmarkt im Allgemeinen. Da ist das Informationsdefizit sehr groß. Betriebe, die bereits Mädchen ausbilden, sind so gut wie gar nicht bekannt.

dieStandard.at Welche Rolle spielt die Berührung mit Technik im Alltag?

Karin Nutz Das ist sicherlich einer der Hauptknackpunkte. Praktische Erfahrungen zu machen in dem jeweiligen Bereich ist ganz wichtig. Und wenn das nicht zu Hause passiert, dann muss die Schule diese Lücke füllen, eben durch das Fach „Technisches Werken“ oder Praktika oder Schnupperlehren.

dieStandard.at Im Alltag haben Frauen doch ständig Kontakt zu Technik, wenn sie ein neues Hintergrundbild auf das Handy laden oder den Videorecorder programmieren. Wird das nicht als Technikanwendung wahrgenommen?

Karin Nutz Ich glaub nicht, dass es den Mädchen und Frauen bewusst ist, dass sie ständig technisch aktiv sind. Dass sie Technik verwenden und damit umgehen können. Das ist auch bei Computern so, dass da ein Unterschied gesehen wird zwischen demjenigen, der ihn benutzt und dem, der sich auskennt damit.

dieStandard.at In Ihrer Präsentation haben Sie auch erwähnt, dass für Mädchen eher im Vordergrund steht, was sie mit der Technik machen können als der neugierige Blick dahinter.

Karin Nutz Ich nehme an, dass das in der Sozialisation liegt, dass Frauen besonders zielgerichtet arbeiten. Der typische Ansatz lautet: Wie komme ich zu dem Ziel, hilft mir Technik dabei, dann nehme ich sie auch an. Und über dieses Interesse kommen sie dann öfter auch tiefer in die Thematik. Ich glaube auch, dass Frauen mit ihren Mehrfachbelastungen, als Berufstätige, Mutter, oft alleinerziehend, ihre Zeit besonders ökonomisch einteilen müssen.

(e_mu)