Die Freiheit im Wasser ist nicht grenzenlos, auch wenn man übermenschlich gut schwimmen kann. Allerdings auch nicht jene am Land, wenn frau eigentlich eine Meerjungfrau ist. Die alte Fabel von der versuchten Befreiung durch den Wechsel der Elemente und der Gesellschaften brachte Disneys märchenhafter "Arielle" gar den Oscar. Zum Saisonschluss am Linzer Landestheater unternimmt nun Dvoráks Wassernixe Rusalka den - vergeblichen - Versuch, sich frei zu schwimmen. Allerdings nicht märchenhaft. Frank Hilbrich (Inszenierung) und Malve Lippmann (Bühne und Kostüme) erzählen vielmehr ein moderat-modernes Drama vom Erwachsenwerden und von den Schlägen, die dabei von der überwiegend männlichen Realität, von der Familie und nicht zuletzt von den eigenen Illusionen der weiblichen Fantasie versetzt werden. Sie tun dies geradlinig und mit klarer Symbolik in der Ausstattung. Die von Richard Wagner und böhmischer Melodik durchtränkte prachtvolle Partitur wird von Ingo Ingensand mit dem Bruckner Orchester besonders in den dramatischen Szenen zu farbigem Leuchten gebracht. Darstellerisch und sängerisch in der Sonderklasse agiert allen voran Arantxa Armentia als verletzliche Rusalka - ein Ereignis. (kann / DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2004)