Es gibt keinen Anschluss ans Stromnetz hier heroben im Irenental. Wasser gibt es auch keins, und wenn der Brunnen austrocknet, schaut's schlecht aus. Und Kanal führt auch noch keiner bis auf den Heinratsberg, was angesichts der Tatsache, dass die direkteste Verbindung des Gasthauses "Mirli" mit der Zivilisation eine Langlauf-Loipe ist, auch nicht sehr verwundert. Aber so schön ist es halt: ein Forsthaus, eine große Weide mit ein paar uralten Obstbäumen drauf, eine Herde Schafe, eine Terrasse und ein Ausblick auf Wienerwald pur.

Im späten 18. Jahrhundert wurde das heutige "Mirli" als Forsthaus erbaut, in den vergangenen Jahren von den Bundesforsten in Reserve gehalten, nicht umsonst, denn vor ein paar Jahren kam ein Unternehmer, der ordentlich investierte, um aus dem verfallenen Häuschen etwas zu machen. Und zwar ein Gasthaus, das er Sabrina Pelz, die zuvor im "Wirtshaus Steirerstöckl" Erfahrung mit Gastronomie in Randlage gesammelt hatte, zu betreiben anbot. Die junge Frau ging mit großer Ambition an die Sache heran und schaffte es auch, das "Mirli" - der Spitzname ihrer Großmutter, einer hervorragenden Köchin und außerdem aus der Gegend - in eineinhalb Jahre zum Ausflugs-Geheimtipp zu machen. Aber nicht sehr lange, die Strapazen waren zu groß, Sabrina Pelz gab auf. In Folge starteten einige Betreiber, scheiterten aber alle noch vor dem ersten Tag.

Oliver Pobatschnig aus Völkermarkt und seine Lebensgefährtin Marika Sortschan nicht. Sie seien von der Location sofort und total verzaubert gewesen, erzählt er, das Team bestehe einstweilen nur aus Amateuren, und obwohl man das "Mirli" ganz still und heimlich übernahm, habe er am ersten Tag gleich hundert Essen gehabt. Aber kein Wunder, so was macht schnell die Runde, seine Karte lege er eher volksnah an, meint Pobatschnig, nachmittags gibt es eine Jausenkarte für Wanderer und Radfahrer, und vor dem, was er abends kocht, muss man auch keine Angst haben: eine geeiste Gurken-Dill-Suppe, herzhaft und mit reichlich Knoblauch (€ 2,80), ein Antipastiteller mit dem einen oder anderen Highlight darauf (€ 8,50), geröstete Eierschwammerl auf Rucola (€ 6,80) oder gebratene Zucchini auf Rucola mit Schafkäse (€ 6,50) - alles mit Hand und Fuß und vor allem auf dieser traumhaften Terrasse mit einem schönen Glas Wein wirklich ein Genuss.

Bei den Hauptspeisen wird erfreulicherweise nicht ganz der Weg in die Deftigkeit gewählt, der hier sicher gut ankäme, also gibt es etwa auch gebratenen Fenchel in Tomatensauce mit gefüllter Polenta (€ 7,90) oder die wirklich gelungenen "handgestrickten" Kärntner Kasnudeln, ein Rehgulasch mit Eierschwammerln (€ 11,50) oder das vielleicht beste steirische Krenfleisch mit Salzerdäpfeln außerhalb der Steirermarkt - das Schwein, von dem das auf der Zunge zergehende Bauchfleisch stammte, kommt vom benachbarten Bio-Bauernhof (€ 7,50).

Wenn er dann alles im Griff habe, erklärt der sprudelnde Kärntner, brate er sicher auch noch den Barracuda im Limettensaft, und Jazz-Brunch werde es auch geben, genauso wie die "Lampalan" von der Weide. Schön, aber es ist auch schon jetzt ziemlich fein hier. (Der Standard/rondo/Florian Holzer/2/7/2004)