Nachwuchsarbeit
Der SV Essling zeigt sich in der Nachwuchsarbeit seit Jahren engagiert. Das Projekt "Mädchenfußball" jedoch geht über das durchschnittliche Engagement von Sportvereinen hinaus. Gemeinsam mit der "Offenen Mittelschule Simongasse" baut der SV Essling ein langfristiges Nachwuchsprogramm für den Damenfußball auf.
Im Alter von drei Jahren können zukünftige Kickerinnen bereits einsteigen. Mit Trainerin Herta Blum schulen die Kleinsten im Turnsaal bereits ihre motorischen Fähigkeiten, Interesse an Fußball muss, wie bei den Buben, schon früh geweckt werden.
Von Kindesbeinen an
Sobald die Kinder Mittelschulreife erreichen, können sie in der "Offenen Mittelschule Simonsgasse" die Fußballklasse besuchen. Diese wird als Schwerpunktklasse geführt, einzigartig in der Geschichte der Klassenkameradschaft: alle MitschülerInnen sind bei ein und demselben Sportverein. "Die Klassengemeinschaft ist einfach beachtlich", berichtet Andrea Kührer, die gemeinsam mit ihrem Mann, der auch Trainer der älteren Mädchen ist, das Projekt zum Laufen brachte. Ein Unterfangen, das durchaus nicht ohne Hintergedanken gestartet wurde. "Unsere Tochter hat schon in der Windelhose immer mit unserem älteren Sohn mittrainiert. Sie war gut und wir haben uns dazu entschlossen, eine Mädchenmannschaft auf die Beine zu stellen."
Soziale Funktion
Was einfach klingt, war zu Beginn ein gutes Stück Überzeugungsarbeit. Ohne die Bereitschaft der Schule, sich an dem Projekt zu beteiligen, wäre der Entschluss wohl nie in die Realität umgesetzt worden. Heute sind die Mädchenmannschaften (U10 und U11) gern gesehene Gäste bei diversen C-Liga Turnieren. Und auch in der A-Liga absolvierten sie bereits glorreiche Gastauftritte. Beim ÖMV-Turnier belegten die "Soccergirls" den hervorragenden 15. Platz.
Die männlichen Klassenkollegen prahlen durchaus mit dem Erfolg "ihrer" Mädchen, mit denen sie 12 bis 14 Stunden die Woche gemeinsam trainieren. Sowohl in den Sportstunden im Unterricht als auch am Fußballplatz des SV Essling dreht sich da alles um das runde Leder. Ob sich die Mädchen im Training von den Buben unterscheiden? Andrea Kührer wehrt ab: "Den einzigen Unterschied, den ich beobachtet habe, ist, dass die Mädchen teilweise den größeren Ehrgeiz haben. Sie wollen Fußball spielen, egal was komme."
Nur Fußball im Kopf
Trotz dem intensiven sportlichen Engagement in den Fußballklassen leiden die schulischen Leistungen der Kinder nicht. "Im Gegenteil", weiß Andrea Kührer, deren elfjährige Tochter Kristina die Fußballklasse besucht, "das Klassenklima ist durch den Sport derart gut, dass eine ideale Lernatmosphäre besteht. Die akuelle Klasse hat überdurchschnittlich gute Noten." Eine positiver sozialer Effekt, der sich auch auf das Elternhaus auswirkt. "Wir haben immer ein gemeinsames Gesprächsthema, die Wochenenden am Fußballplatz sind Programm."
Interesse ja - Sponsoring nein
Das Team an Trainern und Organisatoren, das sich mittlerweile um die Fußball-Girls kümmert, arbeitet durchwegs ehrenamtlich am ehrgeizigen Projekt. "Das Interesse an unserer Arbeit ist sehr groß, an Fördertöpfe im Bereich Sport oder Bildung sind wir jedoch bis jetzt noch nicht gekommen," erzählt Kührer von den ergebnislosen Anfragen bei Ministerien und ÖFB. "Alle sind begeistert, doch finanziell gefördert werden im Fußball nur die Buben."
Auf dem Vormarsch
Und das, obwohl Fußball schon lange keine reine Männerdomäne mehr ist. In den USA ist der weibliche Kampf ums Leder mittlerweile äußerst populär und auch in Europa hat professioneller Frauenfußball Tradition. Seit dem WM Sieg für Deutschland zeichnet sich auch im Nachbarland ein Boom ab.