Salzburg - Ein finales Festspielgastspiel der "wienerisch phrasierenden und intonierenden" Studenten des Attersee Institute Orchestra gehört inzwischen zum gut eingeführten, traditionellen Salzburger Programm. Man zeigt sich auf "Nestlé-Initiative", bevor die Berliner Philharmoniker - oder wer sonst auch aufgeboten ist - den absoluten Schlusspunkt setzen (und im Allgemeinen zum Festival nach Luzern weiterziehen).

Eine schöne, völkerverbindende Idee, junge Leute in der sommerfrischlichsten Gegend Oberösterreichs zu versammeln, doch hängt so manches am Erfolg eines solchen Unternehmens an der Persönlichkeit des Dirigenten, des Haupterziehers in all diesen Tagen des musikalischen Erwärmens und Lernens. Natürlich sagt ein Konzert in der Felsenreitschule nur bedingt etwas darüber aus, wie und ob die jungen Musici mit ihren Tutoren und mit dem diesjährigen Hauptdozenten Donald Runnicles erfolgreich, subjektiv befriedigend gearbeitet und geprobt haben.

Sicherer Bereich

Was man an diesem Festspielnachmittag zu hören bekam, bewegte sich leider im Bereich des Geübten, vermittelte wenig Einsichten und Visionen in Bezug auf die gewählten Werke.

Felix Mendelssohn Bartholdys Meeresstille und glückliche Fahrt (op. 27) versackte in Stille und dementsprechend in einer Fahrt, die man bestenfalls als limitiert glückhaft bezeichnen möchte. Im nächsten bemühten Atemzug Johann Nepomuk Hummels liebenswertes Trompetenkonzert mit dem Solisten David Guerrier: Man muss in diesem Zusammenhang nicht unbedingt eine Superbegabung wie den Russen Nakariakov herbeisehnen, aber im Verein mit den "Atterseern" blieb diese Vorführung eine akademische Anständigkeit - und auch de Fallas Dreispitz (immerhin mit der Mezzosopranistin Elina Garanca viel versprechend besetzt!) verlief ohne jenes Feuer, ohne jene Tränen und Seligkeiten, die man in Erinnerung trägt und von jeder kommenden Aufführung zu erhoffen wagt (und zu erhoffen wagen muss!).

Immerhin: Besser, Nestlé sponsert den Attersee als Siemens das Brack- und Quasselwasser, das aus dem unnachahmlichen Thomas Gottschalk heraussprudelt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2004)