So eine Kochkarriere wie beim 27-jährigen René Leitgeb aus dem südburgenländisch-steirischen Grenzland, gibt es sonst nicht so oft: Gleich nach der Lehre ging der junge Mann vier Jahre zu Jörg Wörther, der immerhin als der beste Koch des Landes ausgezeichnet wurde, dann gleich zu Eckart Witzigmann und in dessen Mallorca-Refugium "Ca's Puers", auch zwei Jahre, und dann zu Sepp Schellhorn, Präsident der Hoteliersvereinigung, ambitionierter Gastronom in seinem Restaurant "Hecht" in Goldegg und seit kurzem Betreiber des neuen Salzburger Hotspots "Mönchsberg 32". Auch in Goldegg blieb er fast vier Jahre, wurde in den Gourmet-Führern stets lobend erwähnt, war ein Kandidat für einen Küchenchef-Posten in einem der nächsten Toprestaurants des Landes.

Einerseits. Andererseits sagt er, "ich mag die normalen Leute von hier sehr gerne" und in die Selbstständigkeit hätte es ihn jetzt ganz einfach gezogen, und private Gründe gab's dann auch noch ein paar. Weshalb er vor zwei Monaten ein riesiges Gasthaus beim Kreisverkehr am Ortsrand von Fürstenfeld übernahm - seit 40 Jahren am Platz, in den vergangenen acht Jahren scheiterten drei Pächter hier -, dessen Einrichtung mit jenen Häusern, in denen er bisher war, zwar wenig gemein hat, aber René Leitgeb nimmt's mit Humor. Abgesehen davon, weiß er, was man hier in der Gegend gerne isst, und das kocht er auch, "am Anfang wollte ich auf jeden Fall einmal die Masse bedienen". Eine kluge Strategie, noch dazu, wo er im Dezember ohnehin schon die nächste Stufe zünden und im hübschsten der unzähligen Stüberln ein Gourmet-Restaurant eröffnen will.

Zur richtigen Zeit

Der Zeitpunkt sei günstig, so Leitgeb, "es herrscht eine Aufbruchstimmung hier". Er hätte es auch an seinem eigenen Gasthaus "Das Leitgeb" bemerkt, "ich hab' zuerst nicht genau gewusst, wie's angenommen wird" - sehr gut wurde es angenommen. Im Sommer kochte er eine mediterran-steirische Mischkarte, viel Fisch, viel Gemüse, "weil das Steirische ist für den Sommer einfach zu schwer": Octopuscarpaccio mit Oliven und Rucola etwa, sehr frisch, sehr delikat, mit Pesto und Tapenade (€ 7,50), oder ein Riesling-Beuscherl mit geschmeidigem Knödel von der "Klassiker"-Karte, tadellos (€ 8,50), oder sommerlicher Blattsalat mit mediterranen Gemüsen, bei dem sowohl die Gemüse überdurchschnittlich gut waren als auch der Blattsalat (€ 5,20).

Ebenfalls sehr beachtlich das Angebot an tagesaktuellen Gerichten, unter denen sich je nach Angebot gerne auch "besondere" Fische befinden wie z.B. einen Bodensee-Felchen, der einfach nur hervorragend war, deren intensiven Geschmack Leitgeb möglichst unverfälscht beließ, mit einem Sommersalat dazu, perfekt. Auch der gebackene Wels mit Erdäpfel-Vogerlsalat ließ seine Klasse im Umgang mit der sensiblen Ware erkennen, ganz fein, extra zart, eine Delikatesse (€ 12). Und bei dem Dreierlei von den Pilzen wurde das noch bestätigt, einmal gebraten, einmal gebacken, einmal sautiert mit Gnocchi, völlig unverspielt, klare Linie, große Schule im Gasthaus zu Fürstenfeld.

Bei den Weinen bleibt Leitgeb der Region treu, das heißt, hauptsächlich Südsteiermark und Südoststeiermark kommen auf die Karte, ein bisschen Burgenland aber auch. Einen Winkel seines riesigen Gasthauses widmete er sogar immer der Präsentation eines Weingutes, und dass es eine hausgemachte Marillenmarmelade mit Vanille gibt, bekommt man hier ebenfalls mit.

Viele große Restaurants haben einmal bescheiden begonnen und explodierten dann qualitativ, die "Saziani Stub'n" in Straden, "Tanglberg" in Vorchdorf, "Steirereck" in Wien, "Taubenkobel" in Schützen, um nur einige zu nennen. Mal sehen, was aus "Das Leitgeb" in Fürstenfeld noch wird. (DERSTANDARD/Florian Holzer/rondo/3/09/04)