Der eine war 15 Jahre lang in der EDV-Branche, die anderen zwei einerseits Grafiker, andererseits in der Personalrechtsbranche. Wolfgang Schultes trennte sich vor zwei Jahren vom Softwarebusiness, gründete eine kleine Pastaerzeugung und übernahm Mitte Mai schließlich einen kleinen Stand am Wiener Rochusmarkt, den er "Pasta e più" nannte; Günther Machek und Wolfgang Salomon wiederum lernten sich bei den Kursen an der Ruster Weinakademie kennen, erkannten relativ schnell, dass Essen und Trinken in ihrer beider Werteskala einen prominenten Platz einnimmt und beschlossen, das auch beruflich zum Thema zu machen. Am 2. August eröffneten sie die "Spezerei" am Karmeliterplatz in der Leopoldstadt.

"Ich hab' einfach versucht, ein paar Sachen zu finden, die es bei uns sonst noch nicht gibt", sagt Wolfgang Schultes nicht ohne Understatement, denn das kleine Sortiment, das er da zusammentrug, hat es wirklich in sich: von den einmaligen Salamis der Salumeria Madeo über den herrlichen San Daniele von Piccaron, über Gänsemortadella, Ragouts von Jolanda de Colo, schöne Weine aus dem Burgenland und aus Italien, Antipasti aus Sizilien, Polenta mit Radicchio bis hin zum Zitronenkracherl von Tacconi im unvergleichlichen Grün. Weiters vorhanden: eine Berkel-Schneidemaschine, eine Glasvitrine, in der Käse und Würste in mediterranem Gleichmut herumkugeln, das eine oder andere Blech wunderbar luftiger Focaccia, Prosecco direkt aus dem Fass, eine winzige Kochstelle und eine Kaffeemaschine.

Und auch wenn das alles noch recht herkömmlich klingt, so vermittelt es in genau dieser Mischung ein italienisches Gefühl, wie es in Wien zwar oft angestrebt, aber selten wirklich erreicht wird. Mittags kocht Schultes dann auch ein bisschen, dann kann es kurz hektisch werden, aber nur äußerlich, der Padrone selbst bleibt ein Hort der Ruhe, inmitten der surrenden Schinkenschneidemaschine, der zischenden Kaffeemaschine, der klingenden Gläser, der bestellenden Gäste und Freunde. Sein Rekord liegt derzeit bei 58 Essen, die er in zwei Stunden, alleine und auf den zwei kleinen Kochplatten, herstellte.

Die namengebenden Spezereien finden sich auf zwei Wandregalen

In der "Spezerei" ist etwas mehr Platz, die authentische Stimmung wurde aber auch hier ziemlich punktgenau getroffen: Das ehemalige Eisgeschäft am liebreizenden Karmeliterplatz besteht im Inneren primär aus Weinregalen - 350 Positionen aus aller Welt sind vorrätig, bekannte ebenso wie weniger berühmte, Portwein genauso wie immerhin sieben Weine aus Wien -, die namengebenden Spezereien finden sich dann auf zwei Wandregalen rechts und links vom Eingang. Darunter die Balsamicoessige des Opernsängers Pecoraro aus Klosterneuburg, Rucolacreme, italienisches Meersalz im Karton, Schuberth-Marmeladen, zehn Olivenöle, noch ein paar Öle aus dem Mühlviertel oder Muschelkonserven aus Spanien.

Gekocht wird in der "Spezerei" auch, oder zumindest aufgeschnitten: Mojama, zum Beispiel, das luftgetrocknete Filet vom andalusischen Thunfisch, hauchdünn geschnitten, mit australischem Olivenöl und gerösteten Mandeln (€ 8,50); oder Zucchini-Carpaccio mit Reggiano und Balsamico, nicht ganz so spannend (€ 6,50); oder eine Käseplatte, oder gemischte Antipasti, beides weit über dem Durchschnitt. Der unitalienische Wermutstropfen: Sowohl "Pasta e più" als auch die "Spezerei" sperren viel zu früh zu. (DER STANDARD/rondo/Florian Holzer/10/09/04)